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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 204)

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wundenen Rococogeschrnacks, noch immer eine gesuchte Specialität der 
Meißner Fabrik. 
Seit 1722 führen die Meißner Producte als Merkzeichen die mit Blau 
unter Glasur gebrannten gekreuzten churfürstlichen Schwerter. 
Ermuthigt durch die schönen Erfolge wagte sich Kändler bald an 
große, ja riesige Aufgaben. Eine Reihe prächtiger großer Vasen, colossaler 
Thierfiguren des japanischen Palais legen Zeugniss seiner Kunstfertigkeit 
ab; weit mehr davon misslang aber kläglich. Die Technik konnte im Sturme 
seiner Entwürfe und Pläne nicht Schritt halten. Weder die 12 Apostel in 
Lebensgröße, 1732 für die königliche Betcapelle in Angriff genommen, 
konnten ausgeführt werden, noch gelang die Herstellung der lebensgroßen 
Reiterstatue August lll., die Kändler der am Markte Neustadt-Dresden 
nachbildete und für welche ein besonderes Modellhaus erbaut worden war. 
Nach sechsjähriger Arbeit und 8ooo Thlr. Kosten gelangte man zu dem 
Ergebniss, dass die im Feuer ungleich geschwundenen und verzogenen 
Theile nicht aneinander passten. Erst einem emsigen Studium und tüch- 
tigen Fortschritten der Technik sollte es später an der Wiener kaiserlichen 
Porzellanfabrikgelingen, solche Colossalobjecte tadellos zu Stande zu bringen. 
Eine große Krise für die Meißner Manufactur sollte der siebenjährige 
Krieg bringen. Schon 174,6 bei dem Einfalle der Preußen mussten zur 
Wahrung des Fabriksgeheimnisses die Arbeiter einstweilen entlassen, die 
Arcanisten nach Dresden in Sicherheit gebracht, sogar die Brennöfen zer- 
stört werden. Später kam es noch ärger. Friedrich Il. legte nach dem 
Einmarsche seiner Truppen Beschlag auf die sämmtlichen Waarenvorräthe 
der Fabrik, die er theils für seine Rechnung verkaufen, theils nach Berlin 
führen oder an seine Generale vertheilen ließ. Der alte Dessauer schleppte 
allein 65 Kisten des kostbarsten Porzellans fort. Friedrich hatte wohl die 
Absicht, die Fabrik ganz zu vernichten; dass dies nicht geschah, ist nur 
das Verdienst des Commerzienrathes Helbig zu Dresden, der die gesammten 
Vorräthe um 160.000 Thlr. ankaufte, die Fabrik vom Könige um jährliche 
60.000 Thlr. pachtete und dann nach Abschluss des Friedens wieder an 
die sächsische Regierung abtrat. 
Die weitere Geschichte der Manufactur, die ich hiernicht mehr ver- 
folgen kann, zeigt einen periodischen Wechsel von fortschrittlichem Ge- 
deihen und Stagnation, ja selbst Rückschritt, insoferne, als Meißen von 
den indessen emporgeblühten Concurrenzfabriken überßligelt wurde. 
Eine solche unglückliche Periode war 1763-1814 die Direction des 
Ministers Grafen Marcolini. Von 1806 an passiv musste die Fabrik durch 
Staatszuschüsse erhalten werden. Seit 1814 hat sie sich aus diesem Banne 
zu befreien vermocht und namentlich durch die energische Leitung des 
Bergrathes Kühn wieder ihre Bedeutung und Lebenskraft erlangt, die sie 
bis heute bewahrt. 
Dass das Geheimniss der Porzellanbereitung, so sorgfältig es auch 
Böttger und sein Nachfolger verhüllen mochten, doch seinen Weg aus
	        
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