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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 211)

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Auch die Landschaft ist durch Lichtenfels, Darnaut, Schindler und 
Russ sehr gut vertreten. Unter den Aquarellisten nimmt, außer Rudolf 
Alt, Ludwig Passini einen ganz hervorragenden Platz ein, ja dem letz- 
tern gebührt unter den österreichischen Künstlern vielleicht die erste Stelle. 
Bei ihm zeigt es sich ganz deutlich, dass es nicht auf das Fachankömmt, 
welches sich ein Künstler gewählt hat. Es scheint mir zweifellos, dass 
Passini das bedeutendste und gesündeste Talent ist, welches sich unter 
seinen Fachgenossen und den deutschen Künstlern findet. 
Besonders gut vertreten ist die religiöse Kunst. Die Cartons von 
Michael Rieser und Matthias Trenkwald gereichen beiden Künstlern 
zu großer Ehre. Die Zahl der ausgestellten Cartons ist eben auch groß 
genug, um das Publicum über die Eigenart der beiden durch Talent und 
Charakter ausgezeichneten Künstler zu orientiren. Die Glasmalerei- 
Anstalten von Geyling in Wien und Jele in Innsbruck können sich Glück 
wünschen, dass ihnen Künstler wie die Genannten zur Verfügung stehen. 
Altmeister Steinle hat eine aquarellirte Zeichnung, Daniel als Richter, 
ausgestellt, vornehm gedacht und vorzüglich ausgeführt. Alois Schönn's 
nSerajewo von der lateinischen Brücke aus gesehen-c ist eines der hervor- 
ragendsten Bilder, welche dieser Künstler in den letzten Jahren gebracht 
hat. Die religiöse Richtung ist außerdem durch den Bildhauer Erler und 
durch den Maler Ludwig Mayer vertreten. Schade, dass der letztere 
Künstler so wenig beschäftigt wird. Ein Kirchenbild, welches dem Auf- 
trag eines Kirchenfürsten entsprungen wäre, ist auf der Ausstellung nicht 
zu finden; ebenso vermissen wir ein vaterländisches Geschichtsbild von 
Bedeutung, welches einem öffentlichen Auftrage sein Entstehen verdankte. 
Die Mannigfaltigkeit der vertretenen Fächer und der Richtungen 
trägt dazu bei, dass die heutige Ausstellung einen angenehmen Eindruck 
macht. Ihrer Originalität halber machen die Arbeiten des Bildhauers 
Straßer und des Malers Hans Schwaiger einiges Aufsehen. Die Bild- 
hauerei ist durch einige hervorragende Künstler vertreten, vor Allem 
durch Tilgner, Kundmann, Benk, Silbernagel, Otto König, Scharf, Schmidt- 
gruber, Beyer, Schwertzek u. A. Mit besonderem Vergnügen bemerken 
wir die glückliche Behandlung des Laaser Marmors auf dieser Ausstellung. 
Dass bei den Bronzen die Gießer und Ciseleure nicht genannt sind, 
ist bedauerlich. Unter den Graphikern nimmt diesmal Ludwig Michalek 
einen angesehenen Platz ein. Das Ausland und die österreichischen Erb- 
länder treten heuer in den Hintergrund. Der Katalog ist, wie immer, 
nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit und Vollständigkeit abgefasst. 
Wir müssen uns mit diesen Zeilen begnügen, da eine ausführliche 
Besprechung nicht dem Zweck dieses Organes entspricht. Die Ausstellung 
ist sehr gut besucht; hotfentlich wird auch das finanzielle Resultat für 
die Künstler und die Genossenschaft ein günstiges sein. Bei dieser Aus- 
stellung kommen auch der ReichePsche Künstlerpreis und die Karl Ludwig- 
Medaille zur Vertheilung. R. V- E-
	        
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