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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 220)

Beilage zu Nr. 220 
der 
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." 
Er schildert die Proben plastischer Richtung, welche die Ausstellung in einer 
Reihe von Crucitixen und Statuetten enthalten hatte, schildert die Leistungen byzan- 
tinischer Ageminakunst, die in Italien erhalten sind, und daselbst zur Nachahmung 
aufforderten. Die Verdienste des h. Eligius am Hofe Dagobert II. werden angeführt; 
der Tassilokelch und die in derselben Technik gearbeiteten Leuchter werden beschrieben 
und gewürdigt. Das Büchlein wHeraclius-t kennzeichnet, was der Occident in jener Zeit 
zu leisten im Stande war. 
Prof. Neumann schildert darauf, wie jene antikisirende Richtung am Rheine durch 
den h. Bernward von Hildesheim mit Heranziehung byzantinischer, orientalischer und schotti- 
scher Technik und Ornamentirung zur reichen Frührenaissance unter den Sachsenkaisern 
am Anfange des u. Jahrhunderts erweckt wurde und eine Kunstblüthe in Deutschland 
erzeugte, die namentlich die Rheingegenden Jahrhunderte lang als Sitze hoher Kunst be- 
rühmt machte. Die in jener Zeit entstandenen Werke werden angeführt.- Was Bernward 
und Meinwerk für die Rheingegenden, das war Thiemo für Salzburg, Boztech für das 
Kloster der Slaven Sazawa, St. Florian als Stätte für Erzguss. Nach Oesterreich wurde 
Glockenmetall schon im II. Jahrhundert eingeführt. Klöster, Bischofssitze und Herrscher- 
sitze sind die Heirnstatten toreutischer Kunst. Die Münzhöfe müssen mit den Gold- 
schmieden in irgend einer näheren Verbindung gestanden haben, denn sicher beruht es 
auf alter Tradition, wenn noch im späten Mittelalter die (mit dem Münzsternpel ver- 
wandten) Siegelstempel nur von Goldschmieden erzeugt werden durften. Er schildert 
eingehend das dritte Buch des Theophilus und die Techniken, welche Rugerus-Theophilus 
an seinem Altare portalile selbst geübt hat. Hierauf folgte eingehende Besprechung des 
Prager Leuchterfußes, den er für ein deutsches Erzeugniss früherer Richtung halt, des 
Email deutscher Arbeiten und der in der Ausstellung vorhandenen Stücke von Email 
cloisonne und champleve. 
Die Tepler Schüssel erkennt er als das eine Becken eines Gemellio-Paares; er 
weist nach, dass das im Museum vorhandene Gemellio-Paar in Zeichnung und Technik 
der Tepler Schüssel sehr nahe stehen. Schließlich bespricht er die Kremsmünsterer 
Rotula, welche er als ein Rhipidion erklärt, das nach byzantinischem Vorbilde in einer 
Zeit gearbeitet wurde, da man auch schon in der griechischen Kirche die Rhipidia als 
Vortragekreuze benutzte. 
Darauf schildert der Vortragende die Entstehung der Gewerbe, ihr I-Ieraustreten 
aus Kloster- und Domwerltstatte, die Arbeitstheilung, den Einßuss des gothischen Styles, 
der schließlich beim Gewerbsmanne zur Schablone wurde, auch dort architektonische 
Zier anbringt, wo sie nicht recht passen will, eine Zier, welche das Metall negirt. 
Ein frisches Leben konnte nur durch die hohe Kunst in das handwerksmäßige 
Treiben hineinkommen, wenn Gelegenheit zu Schöpfungen von künstlerischem KVerthe 
sich darbot. Er bespricht den h. St. Georg von St. Veit in Prag (1373), den berühmten 
Wenzelsleuchter daselbst (1532), die Brunnenstatue St. Wolfgang (t5t5) in Mondsee, alle 
in deutschen Werkstätten entstanden; den kleinen St. Georg aus der Militärakademie in 
Wiener-Neustadt, ein verdienstliches Werk des 15. Jahrhunderts, aber noch lange nicht 
auf der Höhe dessen, was jene Zeit, namentlich in Italien, zu leisten fähig war; Italiens 
verfrühte Renaissance in Nicolo Pisano; Italien als Wanderziel für deutsche Künstler. 
Er erwähnt die GlocI-ten- und Geschutzgießereien des I5. Jahrhunderts in Salzburg, Feld- 
kirch, Innsbruck deshalb, weil in diesen Orten seit antiker Zeit der Erzguss eine un- 
unterbrochene Heimstätte hatte. In Innsbruck hat denn auch der Kunstguss der Renais- 
sance eines der schönsten Denkmale geschaffen, deren Oesterreich, deren Deutschland 
sich rühmen darf. - Der Vortrag, welchem auch Se. kais. Hoheit Erzherzog Rainer 
beiwohnte, wurde von den Anwesenden mit lebhaftem Beifalle aufgenommen. 
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Am6. Decbr. sprach Dr. Emanuel Loewy über: i-Die Bronze in der Antike.- 
Der Redner leitete seinen Vortrag mit dem Hinweis auf die durchgreifende Bedeutung 
ein, welche die Bronze in der ganzen antiken Cultur besitzt; die Bronze spiele ihre her- 
vorragende Rolle bereits in den homerischen Gedichten und lasse sich an dem Ornament 
X. Bd. 1884. "
	        
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