Am 10. April 1881 waren die Offerte für die verschiedenen Bau-
arbeiten und Lieferungen eröffnet, denn bis Mitte des Jahres 1882 sollte
das Gebäude aus Anlass der geplanten mährischen Landesausstellung fertig
gestellt sein. Die Landesausstellung kam nicht zu Stande, daher sah sich
das Baucomite veranlasst, den Umfang des Baues einzuschränken. Das
Curatorium beschloss am 23. Mai 1881 den Bau nun mit einem Haupt-
geschoss, einem Mezzanin, einem Erdgeschoss und restringirten Souterrain-
räumen auszuführen und setzte die Bausumme von 75.000 fl. fest, welche
später wieder erhöht wurde.
Nachdem Professor Schoen die Baupläne für diese geänderten Ver-
hältnisse vollkommen neu ausgearbeitet hatte, erfolgte die Vergebung der
Arbeiten und am 10. Juni 1881 der erste Spatenstich; im Herbst war
der Rohbau unter Dach.
Dank der eifrigen Bemühungen des Obmannes des Bau- und Finanz-
Comite's, Herrn Theodor Ritter von OEermann, welcher lebhaft die
lnteressen des mährischen Gewerbe-Museums vertrat, war der Baufond
bald gesammelt, er fand Entgegenkommen und das Museum zahlreiche
Gönner im In- und Auslaride, voran wie selbstverständlich die Bewohner
der Stadt Brlinn. Um das Stammcapital zu schonen und für alle Fälle
gedeckt zu sein, nahm das Curatorium ein Darlehen bei der I. mährischen
Sparcasse in der Höhe von 40.000 fl. gegen 596 verzinslich auf, rück-
zahlbar in 40 Annuitäten.
Freudig und in Eintracht gingen die Arbeiten von Statten, alle
Werkleute fanden Selbstbefriedigung mit Hand anzulegen an dem Baue,
welcher für die Pliege der heimischen Künste und Gewerbe zu dienen hat.
An der Elisabethstraße gegenüber dem Spielberge liegt das Gebäude,
dessen Hauptfront 3g'82 Meter lang ist; von_ der Tiefe des Baugrundes
wurde bis nun nur die Hälfte - das sind verglichen zo Meter (nämlich
18'88 bis 20'56 Meter) - verbaut; der Ausbau anschließend an das
hergestellte Gebäude und dieses zu einem geschlossenen Ganzen ergänzend
ist auf spätere Jahre gespart.
Die Architektur der drei Gassenfacaden und der Hoffacade ist der
Bestimmung des Hauses -- eine Volksanstalt in sich aufzunehmen -
entsprechend einfach und würdig, im Style der italienischen Renaissance
gehalten. ln der Mitte der Hauptfacade tritt man durch ein Marmor-
portale in eine Flur, welche malerische Durchblicke nach einer geräumigen
Halle bietet und findet daselbst die Garderobe. Links gewendet, gelangt
man in zwei Ausstellungssäle und aus diesen in die Halle, welche 19'7
Meter lang und 9 Meter tief ist, deren gewölbte Decke in der Höhe
des Mezzanins liegt und an deren zwei Stirnenden ie eine dreibogige
Galerie eingebaut ist, von schlanken Untersberger Säulen getragen.
ln der Halle gelangen Abgüsse von Kunstwerken der Plastik, der
Architektur und große, schwere Stücke verschiedener Art zur bleibenden
oder nur zeitweisen Ausstellung.