Durch in der Schulwerkstätte von den Knaben selbst geführte
Bücher, als Inventarium, Waren-, Werkzeug-, Material- und Calculations-
büclier wollen wir den Jungen die Berechnung einer Arbeit und die
Instandhaltung einer Werkstätte praktisch veranschaulichen.
Schon jetzt erfreut sich unser Institut zahlreicher Freunde, und so
holten wir, dass die Frage des Handfertigkeitsunterrichtes auch bei uns bald
in Fluss gerathen werde. Möge es mir geglückt sein, durch meine Worte
Sie, hochverehrte Anwesende}, für den Gegenstand interessirt zu haben.
Der Wiener Kunstgewerbeverein.
Von J. v. Falke.
Wenn man den Gang der Geschichte auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes in den drei letzten Jahrzehnten, der Epoche der modernen
Geschmacksreform, verfolgt, so erkennt man einen gewissen Stufengang
der Bewegung, der Schritt um Schritt tiefer in das praktische Leben
hineinführt. Es ist Logik darin, Logik der Thatsachen.
Die erste große Weltausstellung zu London im Jahre 1851 war
bekanntlich das Ereigniss, welches den Anstoß gegeben und damit die
Bewegung hervorgerufen hat. Das erste Resultat war ein rein theore-
tisches, die Selbsterkenntniss, die Erkenntniss, dass es um den eigenen
Geschmack, um die eigene künstlerische Leistung im Gewerbe schlecht
bestellt sei. Diese Einsicht rief den Wunsch nach Besserung hervor und
das Verlangen nach den Mitteln dieser Besserung. Solche Mittel waren
zunächst vorhandene gute Gegenstände, die als Muster dienen könnten,
sei es vergangener Zeiten oder fremder Länder. Man musste sie also
herbeischaffen und sammeln. So entstanden die Kunstindustrie-Museen.
Allein Kunstcabinette und Kunstmuseen mit denselben Gegenständen
hatte es ja immer gegeben, ohne dass das Gewerbe aus ihnen Nutzen
gezogen hätte. Man musste also - und das war wieder ein weiterer
Schritt - durch Schrift und Rede, durch Aufsätze und Vorlesungen das
Verständniss dieser Muster erschließen und Publicum und Gewerbe von
ihrem Werthe überzeugen. Das geschah. Nun aber fehlten die nachbil-
denden Kräfte, die in gleicher Art erftndenden Köpfe und ausführenden
Hände. Die Einsicht dieses Mangels führte zur Gründung der Kunst-
gewerbeschulen in Verbindung mit den Museen.
Das war der natürliche Gang, den auch die Dinge hier in Wien
genommen haben. Locale Verhältnisse aber, wie z. B. Mangel an den
nöthigen Geldmitteln, haben darin Abweichungen veranlasst; sie haben
die Schule vor den Sammlungen begünstigt und auch wohl früher ent-
stehen lassen. Der Schule wurden dann als Mittel des Unterrichtes be-
schränkte Sammlungen hinzugefügt, während sonst die Sammlungen
nicht bloß der Schule, sondern dem ganzen Puhlicum galten.