an die Gothik sich sogleich die Barocke schließe und von Werken der
deutschen Renaissance eigentlich wenig zu sehen sei, da die Stadt in
jenen traurigen Zeiten nicht Musse und Mittel zur Herstellung von Kunst-
werken gefunden hätte, so befindet er sich, so logisch auch der Schluss
zu sein scheint, in argern Irrthume. Wer die Geschichte des archi-
tektonischen Hauptwerkes der Stadt, der Pfarrkirche, verfolgt, wird sogleich
zu der Beobachtung gedrängt werden, dass hier wie in so vielen österrei-
chischen Städten die Gothik bis an das Ende des 1.6. Jahrhunderts und noch
länger fortwirkte und der Steinarbeit ganz ihren Charakter aufprägte, wie
denn alle die schönen gothischen Häuser mit ihren köstlichen Verzierungen
aus dieser späten Periode herrühren. Als sich dieser Styl endlich ganz
ausgelebt hatte, ging es auch mit der deutschen Renaissance schon zur
Neige, und die prächtige, von ltalien eindringende Art der Spätrenaissance,
der sogenannte Barockstyl, schloss sich gleich an jene Ausläufer der
Gothik an. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Monumente der
deutschen Renaissance auch in diesen Städten vorhanden sind, und die
Sgraffitoverzierungen des in seinen unteren Theilen in letzter Zeit so
unverantwortlich liberschmierten "Schüttkastensu in Steyr, sowie ein in der
culmrhistorischen Ausstellung befindlicher Schrank aus dem Kloster Garsten,
gehören mit zu den schönsten Hervorbringungen dieser Decorationsweise.
In der Ausstellung der Gemälde, über welche schon Albert llg sein
fachmännisches Unheil abgegebenj, und in der fast alle bedeutenden
Barockmaler, die in Oberösterreich wirkten, durch zum Theile sehr
bemerkenswerthe Beispiele vertreten sind, ziehen doch zumeist die Porträts
der heimischen Katharina Gürtlerin und Morzer's an, die zu Schätzen
alter Kunst nun auch die ehemaligen Besitzer vor uns erscheinen lassen.
Am wichtigsten, einheitlichsten und interessantesten wirkt aber die
Ansammlung aller Gegenstände, die sich auf das alte Zunftwesen der
Stadt beziehen. Urkunden, Siegel, Truhen, Schilder, Becher, für die ein-
zelnen Zünfte gemacht und noch in ihrem Besitze, geben ein schönes
Bild eines ausgebreiteten und blühenden Gewerbelleißes, einer festgegrün-
deten Ordnung, deren die Stadt in ihren besseren Tagen genoss.
Neben der Abtheilung für Messer und anderes Essgeräthe, so echt
bezeichnend für die Industrie der Stadt, neben der herrlichen Sammlung
von Costllmen zumeist aus den Häusern der reichen Sensenschmiede,
fesseln vor Allem unter den auch sonst vortrefflich zusammengestellten
Interieurs, in welchen man auf iene Strauße, in denen Pfauenfedern
zwischen Schilf wachsen, und ähnlichen beliebten Schmuck weise ver-
zichtet hatte - leider verzichtete man nicht auf hässliche geschrnacklose
Puppen, deren echte Costüme nicht einmal mit ihnen versöhnen können,
und welche die bescheidene künstlerische Wirkung vollständig zu nichte
zu machen das Bestreben haben - zwei Bauernstuben mit weichen,
') nDie Presseqlu. August 1884.