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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 229)

und in Deutschland die Scheidelinie f�r die leicht bestimmbare pr�histo- 
rische Vorzeit. 
Wenn wir s�dlich der Donau die r�mische Occupation als Grenze 
dieser Periode ansehen, so ist es naturgem��, dass in B�hmen und Nord- 
deutschland das Pr�historische weit l�nger andauert, dass die Gegenst�nde 
jenes Culturkreises l�nger im Besitze der V�lker geblieben sind, welche 
der r�mischen Herrschaft nicht unterworfen waren. Weiter noch reicht 
die Grenze des Pr�histotischen im Norden Deutschlands, dann in Schweden 
und Norwegen, endlich in Russland, wo oft Gegenst�nde des w. und u. 
' Jahrhunderts noch als pr�historisch angesehen werden. 
In dem Nebel des Pr�historischen bleiben vollends jene V�lker ein- 
geschlossen, deren schriftliche Denkm�ler so sp�rlich sind, dass sich ihre 
Geschichte daraus nicht reconstruiren l�sst, deren Schriftzeichen wir noch 
nicht deuten k�nnen, oder jene, die �berhaupt keine Schrift besa�en. 
Wenn solche V�lkerschaften uns auch von fremden Geschichtsschreibern 
beschrieben wurden, so bleibt ihre eigene Geschichte uns doch zumeist 
unklar, und wir sind gezwungen, auf Grundlage dessen, was wir in ihren 
Gr�bern finden, auf Grundlage pr�historischer Bronzegegenst�nde uns 
nicht nur die Cultur derselben zu vergegenw�rtigen, sondern versuchen 
es sogar oft ihre Geschichte zu reconstruiren, was uns allerdings bis jetzt 
nicht gut gelungen ist. Im Allgemeinen k�nnen wir von den pr�histo- 
rischen Bronzen, welche wir in unserer Ausstellung finden, wohl behaupten, 
dass sie mit Ausnahme des Kaukasus jenen V�lkern angeh�rt haben, 
welche die r�mischen Geschichtsschreiber als Gallier, Kelten oder als 
Germanen abwechselnd bezeichnen. _ 
Man weiss, wie diese Bezeichnungen der centraleurop�ischen Volks- 
st�mme so ineinandergreifen, dass es au�erordentlich schwer ist, von dem 
einzelnen Volksstamme zu sagen, ob er als keltisch oder als germanisch 
betrachtet wurde, ja, es ist nicht unbekannt, dass der Streit der Gelehrten 
sich so weit zugespitzt hat, dass ein Theil die Existenz der Kelten 
�berhaupt negirt und behauptet, dass die Kelten der Vorzeit von den 
Germanen nicht zu unterscheiden w�ren. 
Ich kann auf diesen Streit nicht eingehen, wohl aber muss ich, bevor 
ich zur Besprechung der einzelnen Objecte �bergebe, die Aufmerksam- 
keit dahin lenken, dass auch die Frage, ob die Bronzen, welche im Besitze 
der hier lebenden V�lker gewesen sind, von ihnen producirt wurden oder 
ob sie das Product einer ausw�rtigen Industrie sind, noch nicht endgiltig 
gel�st ist. Die Einen behaupten - und sie haben manche Gr�nde daf�r 
- dass alle Bronzen, die wir finden, ausl�ndische Producte sind; diese 
Forscher machen darauf aufmerksam, wie die V�lker, von denen C�sar 
und Tacitus uns berichten, auf einer so tiefen Culturstufe gestanden 
sind, dass es undenkbar ist, wie sie diese ausgezeichneten stylistischen 
Formen und diese un�bertroffene Technik in der Bronze hervorbringen 
konnten. Sie weisen ferner darauf hin, dass in unseren centraleuro- 
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