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wie in der Detaillirung Motive italienischer oder französischer Renaissance
anzubringen und widerstehen der Versuchung, in romantische Extra-
vaganzen zu verfallen, urn so leichter, als die Anforderungen des mo-
dernen Lebens sich in einer Stadt von der Bedeutung Berlins weit ener-
gischer geltend machen, als an manchen kleinen Orten, wo allerlei
dilettantische Gelüste sich ungehindert Befriedigung verschalfen können
und auch auf ihre Umgebung ansteckend wirken. Der günstige Einfluss
der Berliner Architekten auf das Kunstgewerbe würde noch viel deutlicher
zu erkennen sein, wenn nicht Verhältnisse handelspolitischer Natur auf
die gesammte Kunstindustrie der Hauptstadt des Deutschen Reiches
schädigend einwirken würden. Die Speculation, welche gegenwärtig alle
Productionsgebiete beherrscht, hat sich auch eines großen Theiles der
Kunstindustrie bemächtigt. Kaum hatte sich die Ueberzeugung Bahn
gebrochen, dass die deutsche Nation auch auf dem Gebiete der Kunst
und Kunstindustrie jene Weltstellung wieder erringen müsse, welche die-
selbe in früheren Jahrhunderten eingenommen, und die sie vermöge
ihrer künstlerischen und gewerblichen Befähigung einzunehmen berufen
ist, und noch war die Zeit nicht gekommen, wo die Gründung zahl-
reicher Museen und kunstgewerblicher Schulen ihre Früchte hätte tragen
können, so entstanden unzählige Fabriken für kunstgewerbliche Erzeug-
nisse an den verschiedensten Punkten des Reiches und überschwemmten
den Markt mit ihrer unqualificirbaren Waare. Berlin bildete das geistige
und mercantile Centrum dieser Action. In Reclamen aller Art erhob sich
ein wüster Lärm und von allen Seiten wurden Bronzen, Majoliken, Biiou-
terien, Nippsachen, Decorationsgegenstände, ia selbst Vorlagenwerke und
Musterbücher als Producte der Kunstindustrie angepriesen, während sie
nur geeignet waren, den kaum erwachten Sinn für Schönheit in Form
und Farbe irre zu leiten, den Geschmack zu verderben und einem ver-
nünftig urtheilenden Publicum Abneigung und Misstrauen gegen die
moderne Kunstindustrie einzullößen. Diese Richtung hat ungeheure Di-
mensionen angenommen, sich überall einzudrängen verstanden und nicht
einmal die edlen Vorbilder aus Tanagra blieben vor elender Verstüm-
melung verschont. Sie hemmt und verkümmert die Thätigkeit an kunst-
gewerblichen Schulen und erschwert ihnen in jeder Weise den refor-
mirenden Einfluss. lndess verkünden gewisse Erscheinungen, dass dieses
unwürdige Treiben auf seinem Höhepunkt angelangt ist und hald wieder
jene Elemente zu Worte kommen werden, welche allein berufen sind,
auf die Kunstindustrie Einfluss zu nehmen. Wenn aber die Purificirung
vor sich gegangen sein wird, dann liegen die geistigen und materiellen
Grundbedingungen für eine gesunde Entwickelung der Kunstindustrie
kaum irgendwo so günstig wie in Berlin. Getragen von dem ernsten,
zielbewussten Streben der dortigen Künstler, von einem stets zunehmenden
Wohlstand der Bevölkerung und einer ebenso umsichtigen als energischen
Handelspolitik, wird dieselbe bald zu höchstem Ansehen emporsteigen. -
(Fortsetzung folgt.)