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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 234)

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Neuere deutsche Kunstgeschichte. 
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass eine zusammenhängende, 
populäre Geschichte der modernen deutschen Kunst einem Bedürfnisse 
der kunstgebildeten Leserwelt entspricht, und dass Prof.) v. Reber und 
Maler Friedrich Pecht die geeigneten Männer sind, um ein solches Werk 
durchzuführen"). Reber ist ein Kunstgelehrter, der sich auf verschiedenen 
Gebieten der Kunstgeschichte bewährt hat, und Pecht bringt aussef seinen 
vielfachen Berührungen mit moderner Kunst und Kunstindustrie eine 
geistreiche Feder mit. Das Buch wird daher von Künstlern und von Laien 
gerne gelesen werden, es ist zugleich anregend und belehrend. Dass es 
aber trotz dieser Vorzüge auf vielfachen Widerspruch stoßen muss, ist 
begreiflich. Das Geschmacksurtheil ist ein subjectives; die Subjectivität 
ist eine vollständig berechtigte, besonders der modernen Kunst gegenüber. 
Es kommt noch hinzu, dass die Bewegung der Geister lm' Deutschen 
Reiche in künstlerischer. politischer und volkswirthschaftlicher Hinsicht 
noch keine abgeschlossene ist, und dass sich Niemand der Einwirkung 
dieser politischen Buctuirenden Strömung entziehen kann. Daraus geht 
hervor, dass es wünschenswerth ist, auch jener Factoren, die stabile Ele- 
mente der deutschen Kunstbildung sind, zu gedenken, und die in dem 
Reber-Pechfschen Werke nicht deutlich genug ausgesprochen sind. Bei 
der Darstellung der Kunstentwickelung des deutschen Volksstammes darf 
man das nicht vergessen, was die Kunst der Städtebevölkerung und 
den deutschen Fürstengeschlechtern zu verdanken hat. Das Wittelsbacher, 
Habsburger, das sächsische und auch das Hohenzollern-Geschlecht sind 
selbst in schwierigen Zeiten die festen Säulen der Kunstbildung gewesen 
und werden es auch in der Zukunft bleiben. Unter dem Schutze der 
bürgerlichen Institutionen hat sich ein reges Kunstleben entwickelt, der 
Kunsthandel gehoben, die Kunstgewerbe sind die Bliithe des städtischen 
Gewerbes geworden. Heutigentags ist man gerne geneigt, die Stammes- 
verschiedenheiten im deutschen Volke zu verwischen, und in der nationalen 
Unilication des Volkes alles Heil für die nationale Kunstentwickelung zu 
erblicken. Diese Auffassung ist aber eine ganz moderne, und historisch 
wenig berechtigte. Was die Pflege der monumentalen Kunst, speciell der 
Malerei betriEt, so muss betont werden, dass der deutsche Culturkampf 
kein Mittel ist, diesen Zweig der Kunst zu befördern. Doch ist dies ein 
Capitel, das hier nur angedeutet werden kann, da es eine selbständige 
Behandlung verlangt. 
Die geographische Lage Deutschlands bringt es mit sich, dass im 
Westen die französische und die belgisch-niederländische Kunst, im Osten 
') Der vollständige Titel des Werkes ist: nGeschichte der neueren deutschen 
Kunst, nebst Excursen über die parallele Kunstentwickelung der übrigen Länder ger- 
manischen und romanischen Stammes. Unter Mitwirkung von Fr. Pech: bearbeitet von 
Franz v. Reben: z. Auü. 3 Bde. Leipzig, bei H. Haessel, 1884.
	        
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