Ernst Köller
DER MALER
EDMUND BLECHINGER
1 Edmund Blechinger. Salzburg im Winler,1966. Öl auf
Leinwand. 62 x 80 am
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Dr. Edmund Blechinger, heute ein Mittvierziger,
ist ein vielfältig begabtes Talent; er hat in Innsbruck
Kunstgeschichte studiert, ist Maler, akademischer
Restaurator und i last, but not least - Kustos
der Salzburger Residenzgalerie.
Als Maler hat er lang spartanische Zurückhaltung
geübt, ehe er sich entschloß. mit einer Ausstellung
im Grazer Kulturhaus (Mitte Juni bis Anfang
Juli 1967) an die Öffentlichkeit zu treten. Dieses
Sichbescheiden allein bezeugt schon ein hohes
Maß an Selbstkritik und Kontrolle. Kein Wunder,
daß Blechinger zögert. sich der Öffentlichkeit zu
stellen, denn nur allzu leicht sind die Fachkritiker
bereit, dem malenden Kunsthistoriker einen Hang
zum Eklektizismus zu attestieren. Ist 7 was nicht
allzu oft vorkommt - dieser Kunsthistoriker dann
noch Restaurator und als solcher bereits jahr-
zehntelang tötig, liegt die Vermutung tatsächlich
nahe. seine eigenen Schöpfungen a priori zu
"Pasticci" zu erklären und ihm wohlmeinend
zuzurufen: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!"
Wir sind der festen Überzeugung, daß der Maler
Blechinger es verstanden hat, den Restaurator
und Kunsthistoriker in sich zu vergessen, zu über-
winden. Er arbeitet in keiner anderen "Manier"
als in seiner eigenen, und er scheint nicht einmal
im Unferbewußtsein sein eigenes CEuvre mit dem
jener Maler aus älterer und neuerer Zeit abwagend
zu vergleichen. mit denen er sich aus hauptberuf-
lichen Gründen herumschlagen muB. Um so weit
zu kommen. mußte zuerst ein hohes Maß an
menschlicher Reife und durchlebter Erfahrung
errungen werden; und darin mag letztlich der
Grund für Blechingers Schweigen zu suchen sein.
Blechingers großes Thema ist die Landschaft.
An erster Stelle steht die Wiedergabe der heimate
lichen Umwelt, kaum weniger wichtig ist aber
die Auseinandersetzung mit Landschattserlebnissen.
die er auf Auslandsreisen gewann. Hinsichtlich
des Ansatzes seines Werkes ist also der Vergleich
mit einem anderen Salzburger, dem erst vor
kurzem verstorbenen großen Anton Steinhart,
statthaft (übrigens war Blechinger maßgebend
bei der Zusammenstellung der Gedüchtnisaus-
stellung Steinhart beteiligt, die im vergangenen
Jahr in Salzburg und Graz gezeigt wurde). Stein-
hart steht heute als „romantischer Expressionist"
vor uns. als ewiger Wanderer durch die Welten.
der. stets aufs neue ergriffen vom Erlebnis der
Allmacht Natur, immer wieder zur Rohrfeder
und zum Pinsel griff. um das mit den Augen des
Leibes und der Seele Gesehene unverzüglich und
spontan niederzuschreiben.
Blechinger ist kühler, gemessener. abwögender;
die Selbstkritik. die seinen ganzen Lebensweg in
allen Belangen bestimmt. macht sich auch in der
Art bemerkbar, wie es zur Niederschrift seiner
optischen Erfahrungen und Erlebnisse kommt.
Blechingers Federzeichnungen werden zwar vor
der Natur und angesichts der gegebenen Situation
zu Papier gebracht. wobei die Niederschrift rasch
und ohne Zögern erfolgt: ehe es je noch so weit
ist. können Tage vergehen, denn Blechinger greift
erst dann zur Feder, wenn er sich mit dem Motiv