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minder durchscheinendes Fleischroth und hellere und dunklere, dem
Purpur verwandte Töne. Zeigen die westeuropäischen Ernaillen in der
Regel völlig opake oder nur wenig durchscheinende Farben, so haben
die byzantinischen Schmelze zumeist ein specilisch weich durchscheinende:
Aussehen, einen eigenthümlich milden, wachsartigen Glanz.
Habe ich mich bis jetzt bei Anführung der Verwendungsarten des
Emails als Gruben- und Stegemail nur auf Beispiele europäischer Pro-
venienz bezogen, so erübrigt mir noch bezüglich der zuletzt angeführten
Technik einen Blick auf die Emailarbeiten der wichtigsten Culturvölker
Ostasiens zu werfen, auf die Cloisonne-Emaillen China's und Japans.
Nur der Umstand, dass ich auch in Hinsicht dieser Arbeiten, meiner
Aufgabe getreu, nur hauptsächlich die Mache in's Auge fassen und alle
das vaste und noch lange nicht vollständig durchforschte Gebiet der
historischen Entwickelung dieses Gegenstandes betreffende Fragen uner-
örtert lassen werde, kann es mir gestatten, in der mir zu Gebote stehenden
kurzen Spanne Zeit von den Werken ostasiatischer Emaillirkunst zu
berichten. Nach ungefährer Annahme begannen die Chinesen die Aus-
übung dieser Kunst im 14. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, die Japaner
folgten ihnen um etwa 200 Jahre später. Die Technik des Emaillirens
bei diesen beiden Völkern ist genau die nämliche, wie wir sie bei den
Byzantinern kennen gelernt haben. Zur Erklärung dieses Umstandes
bestimmte historische Anknüpfungspunkte zu finden, ist bis jetzt nicht
gelungen. Sollte aber auch wirklich die Werkweise der Ostasiaten, der
Chinesen zumal, welche unzweifelhaft die Lehrer der Japaner waren,
selbständig in ganz gleicher Weise wie in Europa entstanden sein, so
dürfte uns dies keineswegs Wunder nehmen, wären doch in diesem Falle
die räumlich und zeitlich von einander entfernten Völker nur den allge-
meinen Stylgesetzen gefolgt, Gesetzen, welche ja nicht etwa wie die der
ephemeren Modelaune nur der Willkür usurpirender Dictatoren entspringen,
sondern deren Urgrund mit mathematischer Sicherheit auf die physiolo-
gischen Eigenthümlichkeiten normaler Sinnesorgane zurückzuführen ist.
Wie bei den Emailarbeiten der Byzantiner werden auch bei jenen
der Chinesen und Japaner die Stege entsprechend gebogen, auf dem
Metallexcipienten provisorisch befestigt und sorgfältig an diesen ange-
löthet, das Füllen der Felder in der schon beschriebenen Weise vor-
genommen. Weiters kommen zum Schluss: auch hier der Schleifstein
und die verschiedenen Polirmittel in Anwendung. Sind bei den byzan-
tinischen Zellenemaillen die einzelnen der hergestellten Stücke meist von
geringer Dimension und als mehr oder minder ebene Platten vorzüglich
geeignet, die Oberfiäche verschiedener Objecte, Buchdeckel, Kästchen,
Tragaltäre etc. zu bedecken, oder wie schon gesagt wurde„ gleich Cimelien,
Gefäße und Geräthe zu schmucken, so bildet bei den Ostasiaren das