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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 235)

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Veraltete Oelanstriche werden am besten von einem Gemisch aus 
gleichen Theilen Alkohol und Chloroform gelöst, können aber auch durch 
Aetznatron entfernt werden. 
ich habe ein Schmiedeisengitter, welches mit mehrfachen Lagen 
von weißer und grüner Farbe bedeckt war, die zum Theil über hundert 
Jahre alt gewesen sind, dadurch vollkommen und rasch von diesen Farb- 
schichten befreit, dass ich dasselbe durch mehrere Tage in mit Aetz- 
natronlauge durchtränkte Sägespäne gebettet und hierauf mit Wasser 
abgespült habe. Die Farbschichten ließen sich nun mit Hilfe von Bürsten 
zum großen Theil loslösen und was nicht wegzubringen war, wich der 
weiteren Einwirkung des Aetznatrons und der Kratzbürste, oder endlich 
der Alkohol-Chloroformmischung. 
An Erzmonumenten kann auch eine Lösung von kohlensaureru 
Ammoniak (r Th. Salz und 10-20 Th. Wasser) zuweilen mit Vortheil 
in Anwendung gebracht werden. Dieselbe löst die schwarze Kruste, von 
welcher hier schon mehrfach gesprochen wurde, rasch auf, muss aber 
durch Waschen mit Wasser wieder sorgfältig entfernt werden, wie denn 
überhaupt alle Reinigungsmittel nur mit Vorsicht angewendet werden 
dürfen und stets den speciellen Anforderungen anzupassen sind. 
Außerordentliche Fälle bedingen zuweilen auch außerordentliche 
Maßnahmen, wofür die Geschichte der Restaurirung des durch boshafte 
Hände besudelten Liebig-Denkmals in München ein lehrreiches Beispiel 
bietet. Dieses Monument, welches durch die deutsche chemische Gesell- 
schaft errichtet wurde, steht am Maximilianplatz in München und rührt 
von Professor Wagmüller her. Es wurde am 6. August 1883 ent- 
hüllt und besteht, aus einer in weißem Marmor ausgeführten überlebens- 
großen, auf einen mächtigen Granitsockel gestellten sitzenden Statue des 
großen Gelehrten. Am 6. November 1883 verbreitete sich in München 
die Nachricht dass dieses Meisterwerk der Bildhauerkunst von ruchlosen 
Händen beschmutzt worden sei, worüber die Professoren v. Pettenkofe r, 
Adolf Baeyer und C. Zimmermann in den Berichten der deutschen 
chemischen Gesellschafü) folgendermassen referirenz 
"Das Monument war durch eine sehr große Anzahl von Flecken und 
Streifen im höchsten Grade entstellt. Da man zuerst glaubte, dieselben 
seien durch Bewerfen der Statue mit Strassenkuth u. s. w. hervorgerufen 
worden, so ließ die zuständige Behörde durch Arbeiter versuchen, das 
Denkmal durch Waschen mit Wasser zu reinigen; allein diese überzeugten 
sich bald von der Nutzlosigkeit einer solchen Procedur, indem es ihnen 
nur gelang, die auf den Flecken liegende Substanzkruste zu entfernen, 
wodurch sie leider der später berufenen Commission von Sachverständigen 
') Berichte der deutschen chem. Gesellschaft, Jnbrg. 1883, pag. 1702, 218}, 3086 
und Jahrg. 1884, pag. 230. 
 
Fortsetrung auf der Beilage.
	        
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