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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 235)

Nächst dem Email seien hier ferner die zu emaillirenden Metalle 
genannt, deren Wahl keineswegs gleichgiltig, deren natürliche Eigen- 
schaften und ihre durch die Bearbeitung hervorgerufene Beschaffenheit 
ausschlaggebend für das Gelingen bestimmter Aufgaben der Emnillirkunst 
sein können. Emaillirt zu werden tauglich sind die Edelmetalle, Gold, 
Silber, Platin; von den unedlen Metallen in erster Linie das Kupfer, 
dann dessen Legirungen mit Zinn in größerem oder geringerem Grade, 
nie aber jene Legirungen des Kupfers, welche, wie das Messing, Zink 
enthalten. Ferner findet, jedoch zu kunstgewerblichen Zwecken in seltenen 
Fällen, noch das Eisen Verwendung. Alle diese Metalle zeigen beim 
Emailliren ihre besonderen, auf chemische oder physikalische Ursachen 
zurückzuführenden Eigenthümlichkeiten und die für jedes einzelne anzu- 
wendenden Emaillen haben, wie schon angedeutet, in ihrer Zusammen- 
setzung gewisse Modificationen zu erfahren: sie müssen zu den Metallen 
gestimmt sein. 
Vergegenwärtigen wir uns nun einen Metallarbeiter, etwa einen 
Goldschmied, dem es als dem Ersten gelungen, einen Glasliuss, ein Ernail 
von irgend welcher Farbe mit Hilfe der Schmelzhitze auf dem Metalle 
haften zu machen, so liegt wohl der Gedanke sehr nahe, dass derselbe 
zunächst bestrebt sein werde, einzelne Theile der Oberfläche seiner Metall- 
objecte mit dem zur Schrnückung derselben so eminent tauglich erschei- 
nenden steinähnlichen Körper zu versehen; wir können nicht wohl 
annehmen, dass er, auf die künstlerische Verwerthnng der metallischen 
Oberfläche sofort verzichtend, das Metall vollständig mit Email bedecken 
und dasselbe nur als Träger dieses letzteren benützen werde. In der 
That zeigen auch die ältesten der erhaltenen Emailarbeiten zunächst 
dieses Verfahren in ausgesprochener Weise. Die Gegenstände, welche mit 
Beziehung auf eine seht bekannte und oft citirte Stelle des griechischen 
Rhetors Philostrat den Collectivnamen Email der Barbaren erhalten haben, 
Gegenstände, deren verschiedene Fundorte dem westlichen Europa ange- 
hören und deren Entstehung man ungefähr in das z. bis g. Jahrhundert 
unserer Zeitrechnung zu setzen geneigt ist, zeigen diesen Vorgang. Auch 
die älteste, uns erhaltene positive Beschreibung der Herstellungsweise 
eines mit Email verzierten Gegenstandes, die ehrwürdige Schedula diver- 
sarum artium des Theophilus Presbyter, welcher nach der jetzt allgemein 
giltigen Ansicht im n. Jahrhundert lebte, gibt im 53. Capitel, de Electro, 
die Anleitung, einen Kelch mit emaillirten Plättchen zu verzieren, welche 
auf einer von einem Henkel zum andern sich erstreckenden Zone aus 
Goldblech alternirend mit Edelsteinen anzubringen wären; jeden dieser 
Edelsteine will Theophilus noch durch je eine Perle an jeder seiner vier 
Ecken verziert wissen. Diese emaillirten Plättchen selbst aber setzt er 
wie die genannten Juwelen in Gehäuse aus Goldblech und befestigt sie 
damit an ihrem Orte.
	        
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