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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

Neben Giulio Alenis SJ „Allgemeiner Weltbe- 
schreibung", die auf Diego Pantoias SJ Erläute- 
rungen zu Matteo Riccis SJ „Großer Welt- 
karte" aus den Anfängen der Jesuitenmission zu- 
rückgeht, zählen die „China Monumentis, qua 
Sacris qua Profanis" des Athanasius Kircher SJ 
zu den wichtigsten Frühwerken (1667 erschienen) 
über die Landwege nach China, ebenso wie der 
„Novus Atlas Sinensis" des Martinus Martini SJ, 
der mit Recht als „Vater der geographischen 
Kenntnisse über China" bezeichnet wird. 
Bei dem großen Anteil der Jesuitenmissionare an 
der Begegnung zwischen China und Europa er- 
scheint es durchaus folgerichtig, wenn man im 
Rahmen dieser Ausstellung der Tätigkeit der 
Jesuiten in China eine eigene, umfangreiche Ab- 
teilung gewidmet hat, die ebenfalls von Liselotte 
Wiesinger erarbeitet wurde. Die bisher übliche, 
ausgesprochen europäistische Missionierungswei- 
se, die keinerlei Anpassung an vorgegebene 
Kult- und Kulturtormen in den Missionsländern 
duldete, war für das zentral regierte China in 
seiner hochentwickelten Kultur, das sich systema- 
tisch von der in seinen Augen barbarisch erschei- 
nenden Außenwelt abschloß, unannehmbar. Ales- 
sandra Valignano, der Visitator der ostindischen 
Missionen, war der Wegbereiter der neuen Apo- 
stolatsmethoden, die es den Missionaren zur 
Auflage machten, chinesisch „lesen, schreiben 
und sprechen" zu lernen. Unter großen Trans- 
skriptionsschwierigkeiten haben Michele Ruggieri 
SJ und Matteo Ricci S] ihr erstes portugiesisch- 
chinesisches Lexikon geschrieben und damit über- 
haupt erst die Grundlage einer Verständigung 
zwischen Europa und China geschaffen. Die Je- 
suiten legten von Anfang an den größten Wert 
auf Druckerzeugnisse und bauten mit Hilfe von 
Büchern, geographischen Karten und Bildrepro- 
duktionen die Vorurteile der gebildeten Chine- 
sen gegenüber den Europäern ab, indem sie ne- 
ben der christlichen Überlieferung vor allem 
auch die neuesten europäischen Publikationen 
auf dem Gebiet der Astronomie, Mathematik, 
Kosmographie und Mechanik nach China brach- 
ten, für die dort ein sehr reges Interesse bestand. 
Die neue„Akkommadationsmethade"derJesuiten 
bedingte andererseits auch, daß sich die Missio- 
nare mit den chinesischen Klassikern und der 
konfuzianischen Philosophie auseinandersetzten 
und ihre Untersuchungen hierüber an Europa 
weitervermittelten. 
Neben Schriften des eigentlichen Begründers 
dieses Annüherungswerkes des Jesuiten Matteo 
Ricci waren die offiziellen Jahresberichte von 
Nicolas Trigault SJ an seinen Ordensgeneral 
(1615 in Antwerpen erschienen) zu finden und 
die „Histoire de L'Expedition Chretienne au 
Rayaume de la Chine" aus dem Jahre 1617, die 
auf den Memoiren Riccis fußt, sowie weitere 
Dokumente bis hin zu den folgeschweren Zeug- 
nissen aus der Zeit des Ritenstreites, der nach 
beinahe 200 Jahren dieses erfolgversprechende 
iesuitische Missionsunternehmen durch theologi- 
sche Kontroversen und Rivalitäten mit anderen 
Orden zunichte machte. 
Einen ausgesprochen literarischen Charaktertrug 
auch der Beitrag von Frau Dr. Eva Kraft über 
die China-Bibliothek des Großen Kurfürsten, der 
sich zugleich als ein eminent wichtiger Beitrag 
zu den spezifisch preußischen China-Bemühun- 
gen erwies. Friedrich Wilhelm, seit 1640 Kurfürst 
von Brandenburg-Preußen, betrieb in seinen rea- 
listischen Bestrebungen, das arme Preußen wirt- 
schaftlich wie auch geistig mit den neuesten 
Erfordernissen und Erkenntnissen in Beziehung 
zu setzen, eine aufgeschlossene Politik, die im 
wesentlichen auf seine persönlichen Beziehun- 
gen zu Holland - seinen dortigen Studienaufent- 
halt und seine Heirat mit der Oranierin Luise 
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