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unser Marcus nicht: das bestätigt zu finden, ist von außerordentlicher
Wichtigkeit. Doch wie viele Ausblicke gewährt dieser kostbare Streifen,
den ein grausames Geschick allein übrig gelassen hat und dessen Wieder-
herstellung eine glückliche Fügung gestattet! Mit Spannung sehen wir
der Verößentlichung eines Facsimile des Fragmentes in dem bald erschei-
nenden Corpus Papyrorum Raineri Archiducis entgegen. Unter-
dessen mögen sich die Kritiker rüsten: tendenziöse Skepsis im Sinne
einer indocta ignorantia und zu Gunsten der kirchlichen Evangelientradition
ist hier sehr billig, und vages Gerede, es sei Alles zu unsicher, um Schlüsse
zu ziehen, noch billiger. Wohl aber vermag vielleicht mancher kundige
Fachgenosse etwas nachzuweisen, was uns aus der wunderlichen Lage
befreit, von einem anonymen, verstümmelten Fetzen die wichtigsten Be-
lehrungen empfangen zu müssen -.: Abgesehen von diesem köstlichen
Funde hat die Durchforschung der großartigen Papyrus-Sammlung auch
sonst wieder schöne Erfolge zu verzeichnen. So die Entdeckung des
Restes einer Papyrus-Handschrift von Plato's Georgias (pag. 504),
aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr., mit Abweichungen von dem
bekannten Texte, in schönster alexandrinischer Kalligraphie geschrieben.
Dieses Stück übertriift alle bisherigen Plato-Handschriften und lässt uns
billig staunen über die unerwartete Reichhaltigkeit des Faijumer Fundes
an literarischen Texten, welcher nun in schöner Vereinigung in der
erzherzoglichen Sammlung deren von Homer (über zoo Verse), Theokrit
(Idyllen), Thukydides, Aristoteles und Plato enthält.
Andere bemerkenswerthe Funde unter den griechischen Papyri
betreffen solche, welche nach den Regierungsjahren der römischen Kaiser
datirt sind. Zu den bisher verößentlichten langen Listen derselben
kommen nun weiters Stücke von Marcian, Gratian, mehrere von Con-
stantin dem Großen, Licinius, Valentinian und Honorius. Die Zahl der
ungemein seltenen lateinischen Papyri ist auf 38 gestiegen. Aus
den hebräischen Papyri ist die wichtige Thatsache constatirt worden,
dass es unter diesen Schriftdenkmälern auch welche gibt, die um min-
destens zwei Jahrhunderte älter sind als von den Fachmänncrn bisher
angenommen wurde.
Zu der in unseren früheren Berichten aufgezählten Reihe der höchst
seltenen arabischen Papyri des ersten Jahrhunderts der Hidschra
(Vll. Jahrhundert n. Chr.) kam ein neues Stück hinzu. Ferner gibt das
leider sehr kleine Fragment einer Tradition über die den Untergang
des persischen Reiches besiegelnde dreitägige Schlacht von el-Kadisija
(635 n. Chr.) wiederum ein bedeutsames Zeichen von dem Cursiren
schriftlicher Traditionen in Mittelägypten im siebenten Jahrhundert n. Chr.
und einer lebhaften literarischen Bewegung in der Provinz el-Faijum.
Dazu kommen noch interessante Ueberreste historischer Schriften des
achten Jahrhunderts, theilweisermit lnterlinear-Glossen, welche die Lebens-
geschichte des Propheten Mohammed betreffen.