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hervorragenden Persönlichkeiten beider Parteien einander in seinen Bildern
sehr ähnlich sahen, wie denn derselbe Holzschnitt einmal den Prinzen
Ruprecht von der Pfalz und einmal den Herzog von Newcastle vor-
stellen musste.
Indessen haben wir es bei dem Mercur und ähnlichen periodischen
Unternehmungen doch eigentlich nur mit Folgen von Flugblättern zu
schaffen und die wirklichen illustrirten Zeitungen sind, wie dargethan
wurde, eine Schöpfung unseres Jahrhunderts.
lllustriren will also seit vierzig Jahren sagen: in den gedruckten
Text unmittelbar Abbildungen einschalten. Dafür eignet oder vielmehr
eignete sich bis vor Kurzem nur ein graphisches Verfahren, das einzige,
welches eine Zeichnung auf der zum Abdrucke bestimmten Platte nicht
vertieft herstellt, wie der Kupferstich und die verwandten Arten der
Technik, sondern erhaben, wie das Buchstabenbild der Lettern: der
Holzschnitt. Daher fällt die Geschichte der Buchillustration im Wesent-
lichen mit der Geschichte des Holzschnittes zusammen. Beide blühen
im XV. und XVl. Jahrhundert, beginnen im folgenden zu welken, sterben
ab, werden gegen Ende des XVIll. Jahrhunderts neuerdings angebaut
und entwickeln sich im laufenden in bis dahin unerhörter Ueppigkeit.
Nun aber stehen wir an einem neuen Wendepunkte: das Schicksal
beider, Vdes Holzschnittes und der Illustration, ist nicht mehr mit ein-
ander verkettet.
Vor Zeiten wandte sich die Mode vom Holzschnitte ab und dem
Kupferstich in seinen verschiedenen Manieren: ßrabstichelmanier, Ra-
dirung, Aquatinta, Schabkunst u. s. w., zu; wollte man aber Stiche in
den Text selbst einfügen, so musste entweder der Druckbogen zweimal
durch die Presse gehen, einmal dem Buchdrucker, einmal dem Kupfer-
drucker unter die Hände kommen, oder es mussten die einzeln abge-
druckten Stiche auf die zu dem Ende freigelassenen Stellen im Text-
drucke geklebt werden -- umständliche und kostspielige Proceduren, die
nur selten zur Anwendung kamen. Nunmehr ermöglichen die Fortschritte
der Photomechanik die Erhaltung des lllustrationswesens mit Umgehung
des Holzschnittes und scheinen dem letzteren als Industrie an das Leben
gehen zu wollen.
Aber ich greife vor. Wollen wir das Illustrationswesen in seinem
geschichtlichen Zusammenhange betrachten, so dürfen wir uns nicht auf
das Specialgebiet beschränken, welches der heutige Sprachgebrauch unter
dem Worte begreift. Denn den Büchern mit Holzschnitten sind ja die
Bilderhandschriften vorausgegangen - um wie viele Jahrtausende, das
wird schwerlich je festgestellt werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach
sind Schreib- und Zeichenkunst von jeher Hand in Hand gegangen,
häufig von einer Hand ausgeübt worden. ln Aegypten erklärt sich dies
am leichtesten, wo ja Bild und Schriftzeichen zum Theile in einander
flossen. Und in der That glauben wir, in Papyrus-Handschriften schon