den Niederlanden, den Cirkel Plantin's in Antwerpen, Holbein's
Zeichnungen für Valentin Curio in Basel (die sogenannte Parrhasius-
Tafel, auf welcher eine Hand zwischen zwei eng aneinanderstehenden
Linien eine dritte zieht), für Frosch over in Zürich, dessen Namen er
launig in Frosch und Ober zerlegte etc. Mancher Drucker ließ sich fort
und fort neue Signete componiren; so existirt die Fama Sigmund Feyer-
abencl's in Frankfurt in zahllosen Variationen von Jost Amman u. A.
Und hinter dem Drucker wollte der Eigenthümer des Buches nicht
zurückbleiben; so entstanden die sogenannten Exlibris, Vignetten mit dem
Namen, dem Wappen oder der Devise des Bücherireundes, die er in den
Deckel seiner Bibliotheksvirerke einkleben ließ. In alledem sehen wir jenes
Zusammenwirken von Gelehrsamkeit, Kunst und Industrie, welches wieder
in's Leben zu rufen die Gegenwart eifrig beliissen ist. Häufig waren die
Buchdrucker selbst Männer der Wissenschaft, und wenn nicht, so hatten
sie solche als Berather, auch als Correctoren des Satzes zur Seite und
nahmen die Dienste der besten Künstler in Anspruch; und Beide, Ge-
lehrte und Künstler, glaubten nicht herabzusteigen, wenn sie ihr Wissen
und Können der Industrie zur Verfügung stellten.
Allzu lange währte freilich dieser glückliche Zustand nicht. Ueberall
wandte sich bereits im XVI. Jahrhundert die Vorliebe dem neueren und
in manchem Belang überlegenen Reproductionsmittel des Kupferstiches
zu, und vornehmlich war es wohl die Fähigkeit, eine stärkere, sozusagen
coloristische Wirkung zu erzielen , was denselben in Gunst brachte.
Vollends die Pflege und Bevorzugung, deren sich der Kupferstich im
XVII. Jahrhundert in Frankreich zu erfreuen hatte, übte ihren Einfluss
auch auf die anderen Länder aus, welche eben damals sich gewöhnten,
dem französischen Beispiele in Allem zu folgen. In Deutschland kam
noch etwas Anderes dazu. Wie die Heiligenbilder in Holzschnitt für den
Norden eine größere Bedeutung hatten als für Italien, wo das Volk all-
überall in den Kirchen Gelegenheit hatte, die Geschichten der Bibel und
der Heiligenlegenden in großen farbenreichen Gemälden viel lebhafter
und anschaulicher erzählt zu sehen, so ergriff ebenda die kirchliche Be-
wegung im XVI. Jahrhundert die Gemüther viel mächtiger, und alle
Parteien benützten begierig das Mittel, durch Bild und Wort Propaganda
zu machen. Dachpredigten, Streit- und Spottschriften gingen von beiden
Seiten aus, und der Holzschnitt musste der populären Beredsamkeit zu
Hilfe kommen. Begreiflicherweise waren es in der Regel keine großen
Künstler, welche ihre Kraft solcher Literatur widmeten, und da in den
religiösen, politischen und kriegerischen Wirren wenig Lust zu bedeu-
tenderen Unternehmungen vorhanden sein konnte, wie die Verwüstung
der Länder, die Zerrüttung des Wohlstandes sie vollends ersticken musste,
setzte sich endlich die Vorstellung fest, der Holzschnitt tauge überhaupt
nur für grobe und rohe Darstellungen.
Und diese Vorstellung hat sich lange Zeit behauptet.