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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 240)

wiederholt der Veranstaltungsort ernster wissenschaftlicher Unter- 
nehmungen, ich erinnere nur an die elektrische Ausstellung des 
Jahres 1883, gewesen. Er ist jetzt von zwei Seiten her in das Verkehrsnetz 
der Stadt hereinbezogen. Besonders gilt dies von den früher entlegeneren 
Plätzen diesseits des Westportals der Rotunde, bei welchen seit 
1883 die Tramway ausrnündet. Diese Territorien wären meines Erachtens 
für die Anlage des neuen Museums die allergünstigsten. 
Der Prater gehört zum Privatbesitz Seiner Majestät und des Aller- 
höchsten Kaiserhauses. Es bedarf daher keiner weiteren Erörterung, dass 
eine Perspective, wie ich sie hier zu eröffnen mir gestatte, selbst in einer 
solchen vorläufigen Auseinandersetzung sich nur mit allem Vorbehalt und 
in hypothetischer Form geben lässt. Es liegen jedoch die thatsächlichen 
und allgemein dankbar gewlirdigten Beweise dafür vor, dass diejenigen 
Partien des Praters, welche überhaupt zur Verbauung geeignet sind, für 
gemeinnützige Zwecke überlassen werden. _Und man darf sich daher wohl 
der Hotfnung hingeben oder es vor der Hand wenigstens als eine Möglich- 
keit in's Auge fassen, dass diese Vergünstigung auch dem neuen Museum 
nicht vorenthalten bleiben werde, vorausgesetzt, dass dasselbe, in großem 
Sinne geplant und unternommen, die Gewähr böte, sich zu einer öEent- 
lichen Wohlthat und zu einer neuen Zierde in dem geistigen Leben 
Wiens zu gestalten. (Schluss folgt.) 
Schloss und Schlüssel. 
Von J. v. Falke. 
Auf welche Dinge doch heute der Eifer des Sammlers verfällt! Es 
ist ein Modeteufel, dieser Eifer, aber er führt doch, wie der Fleiß des 
Specialforschers, zuweilen zu glücklichen Resultaten. Wer hätte gedacht, 
dass sich Jemand darauf wirft, Schlüssel zu lsammeln und Jahrzehnte 
lang mit Leidenschaft dieser Jagd nachgeht und seine Beute zu hunderten 
aus allen Zeiten und Ländern vereinigt. Ein seltsames Interesse, sollte 
man denken, und doch ein Unterfangen, das in seinem Verfolge äußerst 
lehrreich ist und den Menschengeist zu mannigfacher Betrachtung anzu- 
regen vermag. 
Denn wie im Mittelalter der Wettstreit zwischen Armbrust und 
Kettenhemd, sodann zwischen Kugel und Harnisch und wie heute zwischen 
Kanone und Panzerplatten, so ist auch die Geschichte von Schloss und 
Schlüssel ein Stück Kriegsgeschichte, des Krieges zwischen Dieb und 
Besitzer, oder Dieb und Schlosser, eines Krieges, der mit allen Listen 
und aller Schlauheit, aller Aufbietung menschlicher Erfindung geführt 
worden, von dem Tage an, wo das Eigenthum den Dieb schuf. Wie 
Kanone und Panzer sich Zug um Zug zu überbieten trachten, wie die 
stärkere ,Kugel den stärkeren Panzer schallt und dieser wieder die stärkere
	        
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