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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 241)

wohl ein Zusammenhang bestehen. Vorlauüg wurde über den interessanten Fund dem 
Conservator für Kunstdenkmale Herrn K. Atz in Terlan Mittheilung gemacht. 
(Plastik) Einige neue Erwerbungen des Museums der Gypsabgüsse in Berlin 
sind besonders beachtenswerth. Es handelt sich um drei Statuen, welche, wie das Ber- 
liner iTageblatt- mittheilt, schon vor einigen Wochen in das Museum gelangten, aber 
erst seit wenigen Tagen aufgestellt sind. lm Niobidensaale hat die an Armen und 
Beinen leider stark fragmentirte Statue eines unbekleideten Jünglings ihren Platz gefunden; 
sie ist durch vorzügliche Arbeit ausgezeichnet und steht im Style der Bronzestatue eines 
Jünglings nahe, welche unlängst aus der Sammlung Saburow in das Museum übergegangen 
ist. Noch bemerkenswerther ist die zweite Statue, welche im Saale des farnesischen 
Stieres neben dem Apollo von Belvedere einen leider wenig günstigen Platz erhalten 
hat; das Original dieses Abgusses, bekannt unter dem Namen des palatinischen Apollo, 
befindet sich im Vatican in Rom. Apollo ist dargestellt. wie er in dem langen, falten- 
reichen Gewande des griechischen Leyerspielers daherschreitet, lm linken Arme ruht 
ihm die Leyer, deren Saiten er mit der rechten Hand schlagt; das Haupt ist lorbeer- 
bekranzt und von vollem Haar umrahmt, der leise geGEnete Mund scheint zu singen. 
Die ganze Gestalt zeigt einen eigenthümlichen Schwung und eine Bewegung, als sei der 
Gott begeistert von seinen eigenen Tonen dargestellt. Die Statue ist die Copie eines 
hochberühmten Marmorwerkes von der Hand des Skopas, der ein Zeitgenosse und eben- 
bürtiger Nebenbuhler des Praxiteles war. Endlich ist ein neuer Abguss der Venus von 
Milo aus Paris eingetroGen und neben dem schon langer in unserem Museum befindlichen 
aufgestellt worden. Das Original besteht bekanntlich aus zwei Marmorbloelten, welche 
früher nicht ganz richtig zusammengesetzt waren. Durch einen Zufall entdeckte man, 
dass der obere Block, d. h._ fast der ganze Rumpf der Statue, etwas gedreht werden 
müsste, um genau mit dem unteren zusummenzupassen. Während der alte Abguss die 
Statue vor der Richtigstellung zeigt, ist der neue Abguss nach derselben angefertigt. 
Der Unterschied ist im Einzelnen wenig bemerkbar, doch scheint es, dass er auf die 
Gesammtwirkung der Statue nicht ohne Einfluss ist. 
(Rbmische Alberthümer.) Aus Eining bei Regensburg wird der YÄllgSb. Abendztgm 
geschrieben: Die Ausgrabungen hier sind von Erfolgen begleitet, die wahrhaft staunen- 
erregend sind. Nachdem die Conservirungsarbeiten an drei außer dem Castrum gelegenen 
großartigen, höchst merkwürdigen Gebäuden mit ihren heute noch heizbaren Feuerungen 
und prächtig erhaltenen Fußboden zu Ende geführt sind, haben nun die Grabungen auf 
dem Castrum selbst, speciell auf dem Pratorium, begonnen. Soweit bisher gegraben 
wurde, findet sich noch sammtliches Mauerwerk herrlich erhalten vor, selbst die Estriche 
des Pratoriums sind noch prachtig erhalten. Mit der Erforschung der Grundplane gehen 
die Funde Hand in Hand. Zahlreiche Pretiosen, Waffen der seltensten Form, Werkzeuge, 
Hauseinrichtungsgegenstande aller Art zieren bereits das Hauptmuseum, welches das 
großartigste und wichtigste in seiner Art zu werden verspricht. Als neueste und wich- 
tigste Funde haben wir außer vielen bisher gänzlich unbekannten Tbpferstempeln 
namentlich ein Militardiplom, ein prachtiges Pilum mit Widerhaken, mehrere chirurgische 
lnstrumente, prächtige Ringe mit Gemmen, darunter Türltise, Lapis Lazuli, Jaspis, Car- 
niol, Opal mit Figuren des Mars, Jupiter, Amor, der Victoria und Fortuna sowie mit 
Thierfiguren aufs feinste eingravirt, zu Gesicht: bekommen. Zahlreich sind ferner die 
bereits gesammelten Münzen, die den ganzen Zeitraum von Nero bis Valentinian ll. voll- 
standig umfassen und worunter einzelne höchst seltene Exemplare, namentlich von 
Kaisern, die nur ganz kurze Zeit regierten, sich finden. 
(Reiehamnaenm in Amsterdam.) Die weltberühmten Kunstschatze der nieder- 
ländischen Malerschule sind jetzt in einem angemessenen, ihrer würdigen Gebaude aus- 
gestellt, welches ein Meisterstück der Baukunst, eine Zierde für die Hauptstadt und das 
Land ist. Die Eroänung fand in Gegenwart des Prinzen und der Prinzessin von Wied, 
der Minister, der Staatssecretare, der Mitglieder des Staatsrathes und der ersten und 
zweiten Kammer, der Bürgermeister und der Mitglieder des Gemeinderathes, vieler 
Künstler und einer großen Anzahl angesehener Persönlichkeiten und deren Damen statt. 
Der Minister J. l-leemskerk hielt eine Rede, worin er auf den Zweck des Museums, den 
Kunstsinn des Volkes zu veredeln, hinwies. Der letzte Statthalter, Prinz Wilhelm V., hat 
den ersten Anstoß zu den Sammlungen von Kunstschatzen durch den Staat gegeben. 
ln und nach 1795 wurde der größte Theil der Kunstschatze nach Paris gefahrt, von wo 
sie erst 2.0 Jahre später zuruckkamen. lm Jahre t7q8 ordnete die Obrigkeit der Bata- 
vischen Republik einen Agenten ab, um eine Kunstsammlung im Gebäude in ahet Bosch- 
zu Stande zu bringen. Diese wurde im Jahre 1800 eröffnet und zahlte damals nicht 
ganz hundert Gemälde. König Ludwig (Ludwig Napoleon) betrieb die Sache energischer 
und durch Decret vom u. April 1808 erhielt die Sammlung den Namen -K6nigliches 
Museum in Amsterdam-i. Im Jahre t8to wurde es in ein tHolländisches Museum: um- 
gewandelt; die französische Regierung betrachtete es als Eigenthum, ließ aber die Stadt
	        
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