MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 241)

Ein neues plastisches Museum für Wien. 
Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum für Kunst u. Industrie am 5. Februar 1'885 
von C. v. Lutzow. 
(Schluss) 
Auf dem weiten, frei gelegenen Boden, den ich bezeichnete, könnte 
sich das Museum ungehemmt durch äußeren Zwang selbständig aus seinen 
inneren Lebensbedingungen heraus entfalten, sei es nun, dass man das 
Ganze gleich von Anfang an in seiner vollen Ausdehnung anlegen wollte, sei 
es, dass man es etwa vorzöge, zunächst nur mit den Hauptabtheilungen zu 
beginnen und allfällige Erweiterungen der Zukunft vorzubchalten. Ich 
meine deshalb auch, dass für den Bau des Museums ein freies Gruppen- 
oder Pavillonsystem sich besonders empfehlen dürfte, namentlich auch, 
weil dieses den verschiedenen Anforderungen der Stile, welche in den 
Räumen des Museums vertreten sein werden, sich am bequemsten 
anpassen lässt. 
Ein derartiger Bau kann im Wesentlichen einfach aus verputztem 
Ziegelmauerwerk und Eisenconstructionen bestehen, ohne deshalb auf 
Gefälligkeit und Würde verzichten zu müssen. Dass dies Beides, selbst bei 
Bauten ephemeren Charakters, auf's Schönste sich vereinigen lässt, haben 
u. A. die Gebäude der Wiener Weltausstellung dargethan. Der Architekt des 
neuen Museums brauchte nur in einer damit harmonirenden oder in der- 
selben Tonart weiter zu componiren, welche bei den zierlichen und 
imposanten Hallenbauten der Rotunde angeschlagen ist: und ich bin über- 
zeugt, dass wir ein ebenso zweckentsprechendes wie anmuthiges Gebäude 
zu erwarten hätten. Architektonischer Aufwand braucht dabei nicht weiter 
getrieben zu werden, als die Herstellung solider und schön beleuchteter 
Räumlichkeiten ihn erheischen, welche vor Allem der bequemen und stil- 
gerechten Aufstellung der Abgüsse jeder Art entgegenkommen. Mit andern 
Worten: die Architektur hat in diesem Falle nicht sich selbst Zweck, 
sondern den Aufgaben des Museums dienstbar zu sein. Die architektonische 
Decoration kann am Aeußeren und im Innern sehr einfach gehalten 
werden. Die Sammlung selbst bildet den Schmuck der Räume. Wenn 
eine gemalte Decoration hinzukommen soll, so hätte sich diese den ver- 
schiedenen Stilen anzufügen, welche die Räumlichkeiten repräsentiren. 
Wie sich dies geschmackvoll und mit wenigen Mitteln herstellen lässt, 
zeigt z. B. das in den letzten Jahren eingerichtete nMuseo archeologicou 
im Palazzo della Crocetta zu Florenz. Da sind beispielsweise die Wände, 
Decken, auch die Kästen der ägyptischen Säle von denen der etruskischen 
Abtheilung in Färbung und Gestalt charakteristisch unterschieden, so dass 
wir sofort beim Betreten des Raumes merken, in welcher Sphäre wir 
uns befinden. Das Alles aber ohne jeden Luxus ausgedehnter Wandmalerei, 
namentlich landschaftlicher, welche meines Erachtens völlig auszuschließen 
ist, da sie den Blick zerstreut, statt ihn zu concentriren. Und dieses 
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