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Japanische Vorbilder. Ein Sammelwerk zur Veranschaulichung japanischer
Kunstproducte. Herausgegeben von H. Doltnetsch. Stuttgart, J. Holt"-
rnann, 1886. Fol.
Von dem auf fünfzehn Lieferungen berechneten Werke liegen uns zwei mit sieben
Tafeln vor, auf welchen textile, keramische, Bronzearbeiten und einzelne Decorations-
motive recht gut, zumeist in Farben, reproducirt sind. Den Zweck der Publication
bezeichnet das Vorwort dahin, runsere Kunstindustrie dazu anzuregen, auf diesem oder
jenem Gebiete mehr zur Natur, zur Einfachheit zurückzukehren und modernen Geschmack
mit japanischer Grazie zu verbinden. Der Künstler von Geist und Phantasie wird viel-
leicht fühlen, dass er noch Besseres und Wirksameres zu leisten im Stande ist, wenn er
sie in ihrem Geiste naehahmt, wenn er aus unserer reichen Natur sich Stoffe holt und
sie mit gleicher Anspruchslosigkeit, Einfachheit und Naivetat behandelte. Damit kann
man sich unbedingt einverstanden erklaren, nicht aber mit dem Passus der Buchhändler-
anzeige, welcher den Nachdruck auf die npraktische Verwerthungl der hier gesammelten
ornamentalen Motive legt. Solche sogenannte praktische Verwerthung besteht, wie Jeder-
mann weiB, im Copiren, und damit würde uns wenig gedient sein. - In den weiteren
Lieferungen sollen auch die übrigen Zweige der ornamentalen Kunst berücksichtigt werden.
B.
a
Vorlagen für das Kunstgewerbe. Herausgegeben von Carl Hrachowina.
l. Band. Künstliches Alphabet von J. Th. de Bry. Wien, C. Graeser,
1886. 4.".
Im Anschlusse an sein im Verlage von C. Graeser erschienenes Werk: vlnitialen,
Alphabete und Randleisten verschiedener Kunstepochenc und als erster Theil einer neuen
Serie von Reproductionen alterer kunstgewerblicher Vorbilder hat C. Hrachowina das
große Alphabet von I. Th. de Bry veröffentlicht. Wenn auch als eigentliches Schriftwerk
weniger brauchbar, mag dennoch eine vollständige Reproduction dieses bekannten und
in einzelnen Proben mehrfach publicirten Alphabetes wegen der Fülle seines ornamen-
talen und figuralen Beiwerltes, Menschen- und Thierfiguren, Trophäen, Blumen- und
Fruchtgehange, manchem Künstler und Kunsthandwerker nützlich und willkommen sein.
Die Reproductionen sind gut, sonderbarer Weise aber nicht in einheitlichen Größen-
verhaltnissen ausgeführt. Zur Vollständigkeit der Suite fehlt noch die Wiedergabe des
schonen, mit einer reichen Cartouche gezierten Titelblattes, das wohl auch einer Ver-
vielfältigung würdig gewesen Ware. Die der Reproduction zu Grunde liegenden Originale,
sammt dem Titelblatte, sind im Besitze der Ornamentstich-Sammlung des Oesterr. Museums.
R-r.
e
Rheinische Gärten von der Mosel bis zum Bodensee. Von L. Freiherrn
von Ompted a. Berlin, Parey, 1886. gr. 8". 190 S. Mit 55 farbigen
Abbildungen.
Das Buch verfolgt wohl weiter kein Ziel, als ein hübsches Salonbuch zu sein,
wozu ja auch der Garten einen willkommenen und gewiss passenden Gegenstand bildet.
Es sind im Ganzen 15 Garten oder Gartenanlagen, welche hier beschrieben sind, begin-
nend mit den Rheinanlagen, welche die Kaiserin Augusta bei Koblenz geschaffen hat,
und endigend mit den Gärten auf der lnsel Mainau im Bodensee. Darunter befindet sich
auch der altbernlimte, noch immer in seinem Haupttheile französische Garten von
Schwetzingen. Nach alten Zeichnungen, resp. Stichen sind dargestellt der Garten von
Monrepos bei Neuwied und der Schlossgarten zu Heidelberg, wie er unter Kurfürst
Friedrich V. von der Pfalz (dem Winterkonig) bestand oder vielmehr von Mondecaus
geschaffen werden sollte. Auch Bessungen und Braunshardt bei Darmstadt sind noch
nltfranzosisch; das Uebrige ist modern. Der Text gibt, wie es kommt, historische,
gärtnerische, botanische Notizen. In dankenawerther Weise ist derselbe mit Grund-
planen begleitet. Die malerischen Ansichten aus landschaftlichen Garten gleichen sich
nur zu sehr und sind selten originell. Hier freilich ist Abwechslung dadurch ver-
aucht worden, dass die Bilder in farbigem Tone gedruckt sind, violett, blau, rosa, dunkel-
roth, braun, grau u. s. w. ln diesen Farben stehen sie auch im Texte. Wir sind nicht
geneigt, in dieser Neuerung ein Beispiel des guten Geschmackes oder einer Verbesserung
der lllustrationsmethoden zu sehen. J. v. F.