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letzterer Stellung das für den Fachmann geradezu erstaunliche Kunst-
stück zu Stande, aus ganz minderwerthigen Rohstoffen technisch vollen-
dete Porzellanproducte zu erzielen.
Später übernahm er die Leitung der Porzellanfabrik von Poduschka
in Krummnussbaum, wurde Mitbesitzer derselben und seine rastlose
Thätigkeit, sein unermüdlicher Forschungsdrang brachte es da zu Er-
folgen, die der österreichischen Porzellanindustrie zur Ehre und zum
Stolze gereichen konnten. So war Bünzli mit Deck in Paris und Seger
in Berlin der Dritte dahin gelangt, die berühmten kupferrothen chine-
sischen Porzellane, desgleichen die geflammten und craquelirten in unserer
europäischen Fabricationsweise zu Stande zu bringen. i
Weiters schuf Bünzli eine eigenartige prächtige Decorationsmethode
mit Emailen für das hohe Scharffeuer des Porzellanofens, seinen Por-
zellanen damit das farbensprühende Kleid der Faiencen verleihend. Diese
Leistungen fanden denn auch auf den Weihnachts-Ausstellungen des
Oesterr. Museums 1882 und 1884 die volle Anerkennung. Stets über
neuen Versuchen und Plänen brütend, hatte Blinzli das Zeug, die Welt
mit noch manch' schönen Errungenschaften zu erfreuen, als sein jäher
Tod - im 39. Lebensjahre - diesem rastlosen Streben ein Ziel setzte.
(Die klelnaaiatiaohen Terreoottagruppen.) Die Sammler antiker Terracotten
sind iüngstens in der behaglichen Freude an ihrem Besitze gestört worden. Im Jahr-
gange 1885 der archäologischen Zeitung besprach Fr. von Duhn zwei Terracotten, ein
Relief im Berliner Antiquarium und eine statuarische Gruppe im Wiener Privatbesitze,
welche in fein empfundener Weise die Geleitung eines Mädchens durch Hermes zum
Nachen des Charon darstellen. Duhn's Bedenken gegenüber trat Furtwängler ausdrücklich
dafür ein, dass die Provenienz beider Terracotten nicht Attika, sondern Kleinasien, spe-
ciell Myrrhina oder Kyme sei. ln seiner letzten Chronique d'Orient (Revue archeolog.
t886, Janvier-Juin p. 158 ff.) polemisirt und witzelt nun Salomon Reinach, dem als
einem Leiter der von der Ecole francaise in Athen zu Myrrhina veranstalteten Ausgra-
bungen eine gewisse Competenz in diesen Dingen nicht abgesprochen werden kann,
gegen die Annahme Furtwanglefs uud lasst deutlich durchschimmern, dass er samml-
liche Gruppen, die als kleinasiatische im Handel gehen, einfach für- Fälschungen halte.
Auf die Einwendungen Cartaulfs und Lecuyer's, von denen der Erstere die Wiener
Gruppe puhlicirt, der Letztere sie als Eigenthum besessen hatte, antwortet Reinach in
entschiedenerer Form. interessant ist seine Vermuthung über den Sitz jener Fälscher-
tndustrie. Nach ihm werden die Falsificate in Italien verfertigt und gehen von da - zur
Vollendung der Täuschung in Stücke zerschlagen - nach Athen, von vio aus sie dann
weiter verbreitet werden. lm Frühjahre t886 confiscirte die griechische Zollbehbrde im
Plräus zwei Kisten mit Antiquitäten, die für Paris bestimmt waren. Eine derselben ent-
hielt in Stücke zerbrochen zwei Gruppen: Aphrodite mit Eroten auf einem Ruhebette,
und eine Nike, die einen Stier führt, begleitet von einem Eros, der eine Fackel tragt.
Die Untersuchung dieser Stücke ergab sie als Fälschungen. - Reinach verspricht, dem-
nächst die ganze Frage im Vereine mit einer Enquete gründlich zu erörtern. Bevor die
Resultate derselben vorliegen, wird man nicht für oder wider entschieden Stellung
nehmen können; denn die Argumente, die er bis jetzt vorgebracht hat, sind doch zu
vager Natur, als dass man sich ihm ohne weiters anschließen konnte. Hat Reinach recht,
dann ist die Geschichte der Falscherkünste leider wieder einmal um ein glänzendes
Capitel bereichert. Es ist wahr, im Laufe der allerletzten Jahre sind Terracotten auf-
getaucht, die schon durch ihren Gegenstand frappiren mussten. So sahen wir in einer
deutschen Sammlung eine, Odysseus darstellend, der aus Wellen auftaucht und einen
Felsen umklammert - angeblich aus Kyrne. Zudem sind die unzweifelhaft echten Terra-
cotten aus Myrrhina noch viel zu wenig bekannt und hat die Wissenschaft noch viel zu
wenig Kriterien für die Erforschung der Geschichte und des Typenschatzes der antiken
Terracottenplastik sich schaffen können, als dass eine Täuschung _ selbst im großen
Maßstabe - unmöglich wäre. Schließlich, dass Terracotten gefälscht werden, ist eine
allbekannte Thatsache. Das Alles ist aber noch nicht hinreichender Grund, gerade die
schönsten Gruppen den modernen Italienern überlassen zu müssen. Dafür muss doch
erst der positive Beweis beigebracht werden. Ms.
Für die Redaction verantwortlich: J. Folnesicr und F. Rilter.
Selbstverlag des k. lt. Ocsterr. Museums für Kunst und Industrie.
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