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richt von einem Architekten Mariotti. Dort lernte er Gran kennen , und
dieser, der ihn sehr lieb gewann, nahm ihn im Jahre 1720, als er von
Venedig nach Wien zurückging, mit. Hier begann Gran nun, wie erwähnt,
seine Thätigkeit im Palais Schwarzenberg. Die Arbeiten, welche eine
große Anzahl von Künstlern und Kunsthandwerkern durchzuführen hatte,
wurden im Auftrage des Fürsten durch einen Mann geleitet, den wir
eigentlich als den Oberbereiter des Fürsten kennen. Es könnte sonderbar
scheinen, dass einem Manne dieses Metiers die Leitung der Kunstunter-
nehmungen übertragen war, aber wie dem sein möge, Mayer - so war
sein Name - hat sich des Vertrauens seines Fürsten durchaus würdig
erwiesen und scheint eine tüchtige Kenntniss der Dinge, die da noth-
wendig waren, gehabt zu haben. Zunächst ging man an die Decoration
des Plafonds der neuen Galerie, von der ich schon gesprochen habe;
wir besitzen eine Menge Nachrichten über die Farbenbeschatfung, über
Honorar u. dgl. m. Ich will hier all' die Details, die uns aus den Rech-
nungen entgegentreten, nicht anführen, und lieber auf die Betrachtung
des Werkes verweisen, welches in der ursprünglichen Farbenfrische sich
noch heute dem Anblicke darbietet. Der Fürst, der in seinen Briefen
und überhaupt in den Urkunden Gran meist mit dem Vornamen Daniel
nennt, scheint unserem Künstler außerordentlich geneigt gewesen zu sein.
Es wurde ihm auch gestattet, dass sein Porträt, aber nicht von seiner
Hand, sondern von einem Maler Namens Maximilian l-lännel, in dem
Quersaale angebracht wurde, wo es heute noch zu sehen ist. Eine ver-
wandte Darstellung des Künstlers, um auch von seinen Porträten zu
reden, finden wir in einem später entstandenen Bildnisse, das in der
Hofbibliothek aufbewahrt wird.
Es ist kaum zu vermeiden, dass ich ein wenig katalogmäßig die
Arbeiten aufzähle, aber wenn solches auch etwas eintönig sein mag, so
ist es doch nicht unnütz, auf die Orte hinzuweisen, wo wir die Spuren
des geistreichen Pinsels unseres Meisters zu suchen haben. Die nächste
große Arbeit hat Gran im Jahre 1720 geliefert; das ist die colossale
Deckendecoration der Wallfahrtskirche auf dern Sonntagsberge. Diese
sehr malerisch gelegene Kirche am Eingange des Ybbsthales ist eine der
größten und schönsten Barock-Basiliken Oesterreichs. Sie wurde an Stelle
einer älteren, schon aus dem Mittelalter herrührenden Wallfahrtskirche
errichtet, und zwar vom Kloster Seitenstetten. Der Erbauer dieser Kirche
war Jacob Prandauer, der tüchtige Maurermeister von St. Pölten, neben
dem älteren Fischer von Erlach und einigen Anderen, wie z. B. Ferd.
Galli, Bibiena, Joh. Lucas von Hildebrand, Dinzenholfer und Donato
Felice d'Allio, ganz gewiss der bedeutendste Architekt Oesterreichs in
dieser Epoche. Außer jener herrlichen Basilika am Sonntagsberge ist der
größte Theil des Baues von St. Florian, die herrliche Kirche im Stifte
Mölk, die zierliche Kirche von Dürrenstein an der Donau und ein Theil
des Klosters von Herzogenburg seine Arbeit. Als man später an den
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