Eine Nachwirkung dieser Gattung können Wir bei einem SIiYnSChmuCk
aus dem 4. Jahrhundert erkennen, der 1868 in der Krim im Grabe einer
Priesterin der eleusinischen Gottheiten gefunden wurde '). Derselbe
bedeckt die Stirn mit schuppenförmig aneinander gereihten Haarlöckchen,
die an beiden Seiten in längere Ausläufer endigen, welche längs der
Schläfen und Ohren herabfallen. Dieses förmliche Einrahmen des Ge-
sichtes mit Goldschmuck haben wir ferner bei jenen großen Ohrgehängen
mit den Darstellungen der Thetis und der Athena Parthenos beobachtet.
Zu ersterem Schmucke gehört eine eigenartige goldene Hauptzier, bei
den Griechen Kalathos genannt, die aus einem breiten Goldreif besteht,
der sich nach oben zu korbartig erweitert. Den oberen Rand ziert ein
Eierstab, den unteren ein Mäander, während die Hauptfläche sechs in
Relief ausgeführte Gruppen skythischer Jünglinge zeigt, die mit Greifen
kämpfen. Mit solchem Hauptschmuck versehene Götter- und Menschen-
figuren sind nicht selten, und auch ein zweiter goldener Kalathos fand
sich in einem südrussischen Grabe, nur waren hier die Figuren von dem
Hintergrunde abgefallen.
Haben wir schon bei diesem Hauptschmucke eine mehr mechanische
als künstlerische Verbindung mit dem Behange der Ohren zu consta-
tiren, so fällt bei den anderen bekannten Stirnzierden diese Verbindung
gänzlich weg. Diademe solcher Art haben sich schon in Mykenä vor-
gefunden "), und zwar sind es mit Rosetten, Buckeln und Kügelchen in
getriebener Arbeit verzierte Goldstreifen, die mittelst eines Bandes am
Haupte befestigt waren. Ja, in einem Beispiele finden wir bereits das
Princip des nach oben in freien Endigungen auslaufenden Ornamentes
durchgeführt. Unter den Funden aus späterer Zeit erscheinen häufig
gerade, bandartige Stirnstreifen aus dünnem Goldblech, die in gestanzter
oder getriebener Arbeit Ornamente und figurale Darstellungen zeigen.
Nach aufwärts gerichtete Palmetten sind dabei ein ebenso beliebtes als
ausdrucksvolles Motiv. Jene aus plastischen Bildwerken und Vasen-
malereien allbekannte Form zeigen zwei prächtige Diademe aus helle-
nistischer Zeit, von welchen das eine in Abydos, das andere am Golf
von Eläa gefunden wurde. Dieselben haben nach unten einen geraden
Abschluss, während der obere Rand gegen die Mitte zu aufsteigt und in
eine Spitze oder Palmette endigt. ln getriebener Arbeit sehen wir auf
dem einen Diadem Dionysos und Ariadne auf dem Blattkelch eines
Rankenwerkes sitzen, Thyrsusstäbe in den Händen und weiterhin zu
beiden Seiten vier musicirende weibliche Gestalten. Das andere Diadem
ziert ein Palmettenornament und zu beiden Seiten der Mittelpalmette
sitzen nach Außen gekehrt zwei geflügelte weibliche Wesen, brennende
Fackeln haltend m). Eines der schönsten Diademe besitzt der Louvre an
') Compte rendu 1869, T. 1, Fig. n.
") Schliemnnn, Mykeni, Nr. 282.
"') Conze, Goldschmuck kleinasiatischer Fundorte. Archüol. Ztg., 1885.