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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 12)

in der üblichen Reihenfolge von unten nach oben zur Schau getragen 
haben sollen. Für den unteren Theil mit den Triglyphen und den 
obersten - das Uhrwerk - mit den korinthischen Halbsäulen trifft dies 
zu; nicht ganz dagegen mit den compositen Viertelsäulen des Aufsatz- 
kastens. Doch könnte die Entscheidung hierüber nur bei Oeffnung jener 
mittleren mit dem Bildnisse des Königs geschmückten Thür getroffen 
werden, die ich in Berlin nicht vornehmen durfte; am Wiener Möbel, 
das anstatt der Compositen sogar toskanische Viertelsäulen aufweist, 
sind nämlich unter jener Thüre zwei jonische Pilaster verborgen, die das 
mittlere Fach nach vorne fiankiren. 
Der Secretär im Oesterr. Museum ist im Ganzen ebenfalls eine 
Wiederholung eines und desselben Vorbildes. Die wesentlichste Abwei- 
chung ist durch den Umstand bedingt, dass er nicht für eine regierende 
Persönlichkeit bestimmt war: in Folge dessen kam für die Sculptur jene 
Aufgabe in Wegfall, die sie in jenen beiden Fällen den vornehmsten 
Platz einnehmen ließ; sie rückte in Folge dessen in ihre naturgemäße 
Stellung neben der Malerei und Architektur in der untersten Reihe, an 
Stelle der Geographie; gleichzeitig wurde sie um die Minerva und son- 
stiges Detail verkürzt. Die Geographie tauschte dafür den mitkleren Platz 
in der oberen Reihe ein, und zwar wurde diese Gruppe wegen der 
größeren ihr nunmehr zur Verfügung stehenden Fläche um eine Figur 
in der Weise vermehrt, dass der Atlantenblätterer durch zwei mit astro- 
nomischen Studien beschäftigte Figuren ersetzt erscheint. Weitere Ab- , 
weichungen bestehen darin, dass vom Uhrgehäuse die korinthischen 
Halbsäulen und das Gesimse hinwegfielen, was einer Vereinfachung des 
Abschlusses gleichkommt; endlich wurde die Rundkuppel durch ein Zelt- 
gewölbe ersetzt. Die Maße sind in diesem Falle etwas kleiner als die für 
das Pariser Stück verzeichneten: sie betragen IOIIG Fuß in der Höhe 
und 4'], Fuß in der Breite. 
Nach Wille wäre Roentgen im Jahre 1774. zum ersten Male in 
Paris erschienen. Der Ankauf seines Secretärs durch Louis XVI. scheint 
1779 erfolgt zu sein, da dieselbe Quelle, die uns von jenem Ankauf 
erzählt, auch von anderen Möbeln berichtet, die Roentgen im genannten 
Jahre in den Salons der Gesellschaft der Pariser Ebenisten ausgestellt 
hatte. Die Hauptthätigkeit des Meisters scheint aber in die Jahre 1780 
bis 1790 zu fallen, für welche Zeit uns von ihm nicht nur wiederholte 
Besuche in Paris, sondern auch enge Beziehungen zum St. Petersburger 
und Berliner Hofe bezeugt sind. Friedrich Wilhelm Il. scheint ihn sehr 
hoch geschätzt zu haben, da er ihn sogar durch Uebertragung eines 
hohen Staatsamtes in der Rheinprovinz ehrte. Im Hohenzollern-Museum 
ist auf einem beigelegten geschriebenen Zettel das Jahr 1737 als das 
Entstehungsjahr des beschriebenen Secretärs angegeben, verrnuthlich auf 
Grund eines Lesefehlers, wofür 1787 substituirt werden soll. Der Wiener 
Secretär hat eine mündliche Tradition, die ebenfalls auf ursprünglichen
	        
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