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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 12)

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Interessantes: Schmittner war Schlossergeselle bei einem Meister in Wien 
gewesen, jenem Orte, wo das Prachtgitter des Barockstiles ganz hervor- 
ragende Leistungen aufzuweisen hat, wie das von mir und Käbdebo her- 
ausgegebene Werk: "Wiener Schmiedewerk des XVIII. Jahrhundertsc, 
zur Genüge bestätigt. Es ist daher selbstverständlich, dass wir in den 
Stichen seines Schlosser-ReiB-Buches deutliche Anklänge an den Stil 
jener gleichzeitigen classischen Wiener Schlosserkunst und ihre ausge- 
führten Arbeiten selbst entdecken. Solches ist erstens im Allgemeinen 
der Fall, indem der Typus im Großen und Ganzen sich deckt, aber es 
begegnen auch Aehnlichkeiten im Einzelnen. So vergleiche man z. B_ 
die 7. Tafel bei Schmittner mit der u. des genannten Lichtdruckwerkes, 
dem Meidlingerthor in Schönbrunn. Beide verhalten sich zu einander 
wie zwei verschiedene Lösungen derselben Aufgabe, übereinstimmend in 
der Anlage und Eintheilung, zwar abweichend im Detail, doch analog 
in den Hauptmotiven, z. B. der Vasennische in den Seitenilügeln, der 
palmettenartigen Bekrönung des Mittelstückes etc. Andererseits erinnert 
dieser Aufbau der Bekrönung bei Schmittner wieder sehr stark an Bl. 31, 
eines der Portalgitter vom Kloster der Salesianerinnen: der kaiserliche 
Adler, der rautenförmige, durchbrochene Hintergrund, der Volutenfries 
des Gesimses, die blüthenförmige Füllung der seitlichen Doppelschnecken 
- das stimmt ganz auffallend. Das Oberlichtgitter auf Schmittneris 
' 6. Tafel steht in Relation zu unseren Blättern 25 und 49, zwei Ober- 
lichtgitter in Fischer's von Erlach Palais Trautson (Ungar. Garde). Da 
haben wir dieselben - sonst seltenen - Motive lorbeergekränzter," anti- 
kisirender Büsten, die sitzenden Adler, die dreizackigen Schabracken. 
Der fleißige Schlosser-Kupferstecher hat also an dem prachtvollen 
Eisengeschmeide in seiner Vaterstadt Studien gemacht, die er nach 
eigener Erfindung verwendete, variirte, umcomponirte. Leider kennen 
wir den Namen seines Lehrherrn ebenfalls nicht; wäre es aber auch der 
Fall, so schiene es uns dennoch übereilg, den Schluss zu ziehen, dass 
jener Schlosser der Verfertiger des Meidlingerthores und der Oberlicht- 
lünetten im Palais Trautson sein müsse. Denn schon die chronologischen 
Verhältnisse sind dagegen, indem letztere um 17:2, ersteres erst nach 
1740 entstanden. Nein, der Schüler hat in seinem Reißbuch keineswegs 
blos die Arbeiten seiner Werkstätte im Auge gehabt, sondern überall im 
schönen Wien nach Motiven seines Zweckes gesucht. llg.
	        
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