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Special-Ausstellungen im Museum stattfinden werden, und zwar je eine
Ausstellung von Abbildungen aus Altwien, von nachgelassenen Arbeiten
des Malers Steinle, von alten Radirungen (veranstaltet von Artaria) und
von Schülerarbeiten der Fachschule in Steinschönau. -- Bezüglich des
Mosaikbildes am Verbindungsgange wurde mitgetheilt, dass Herr Neu-
hauser in Innsbruck die Vlliederherstellung des Bildes ganz auf eigene
Kosten ausführen werde und dass ihm seitens der Museums-Direction
der Wunsch ausgesprochen wurden sei, die Arbeit bis zum Frühjahre
1889 zu vollenden. Schließlich erstattete Herr v. Falke Bericht über den
guten Fortgang der Arbeiten für die bevorstehende Jubiläums-Ausstellung
in der Rotunde.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
December von 33,498, die Bibliothek von 3050, die Vorlesungen von 804 Per-
sonen besucht.
Das Eitelberger-Denkmal-Oomite hielt am 13. v. M. unter
dem Vorsitze St. Excellenz des Grafen Edmund Zichy seine Schluss-
sitzung ab, in welcher die Abrechnung erfolgte. Die Gesammteinnahme
betrug an Sammelgeldern und Zinsen fi. 18.715'88, die Ausgaben für
die beiden Denkmäler, die Medaille u. s. w. H. 1848611; der Rest von
H. 429'67 wurde der Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbe-
schule mit der Bestimmung übergeben, dass dieser Fond den Namen
Eitelbergefs führen und das jährliche Zinsenerträgniss zu den an der
Kunstgewerbeschule zur Vertheilung gelangenden Stipendien geschlagen
werden solle.
Vorlesungen. .Am 27. October und am 3. November v. J. sprach Hofrath
J. v. Falke über die Anfange der deutschen Kunstindustrie bis auf Karl den Großen,
Bis auf die ältesten Gegenstände kunstindustrieller Art, welche auf deutschem Boden
gefunden werden, zurückgehend, erklärte der Vortragende sich erst mit allen jenen
Funden von Erz, Schmuck, Waffen, Gerath u. s. w., welche gewohnlich als Erzeugnisse
eines Bronzezeitalters angenommen werden, abfinden zu müssen, um zu wissen, was der
deutschen Arbeit angehört, was nicht. Diese Gegenstände wurden bisher gewöhnlich als
Fabricate des Landes betrachtet, in welchem sie gefunden worden, und nach ihrer
Beschaffenheit hat man drei verschiedene Zeitalter, der Stein-, Bronze- und Eisenarbeiten,
vermuthet und geglaubt. Der Vortragende wies ausführlich die Unhaltbarkeit dieser
Hypothese nach und führte den Beweis, dass alle Gegenstande von Metall, welche der
Zeit vor der nordalpinischen Romerherrschaft angehören, in diese Lander importirt seien,
und zwar aus den in Metallarbeiter-i schon in rtiher Zeit hochstehenden Lindern des
Mittelmeeres, insbesondere aber aus Etrurien. Kunstindustrielle Arbeit auf deutschem
Boden beginnt erst mit der römischen Herrschaft. Diese, vom Beginne der Kaiserzeit
bis zur Völkerwanderung, bildet eine zweite Epoche mit Arbeiten nach römischer oder
griechisch-römischer Art und Technik, aber auf deutschem Boden in den römischa
deutschen Provinzen fabricirt. Die dritte Epoche beginnt mit der festen Niederlassung
deutscher Stamme eben in diesen bisher römisch-deutschen Provinzen. Die Deutschen
dieser Stamme, Franken, Alemannen, Bajuvaren, Burgunder, lernen die römische Technik,
bringen aber in Art und Zeichnung deutsche oder nordische Elemente hinzu, und zwar
einerseits das Ornament des Kerbschnittes, andererseits jenes phantastische Element von
Schlangen, Vögeln und anderen Thieren, das in den nächstfolgenden Jahrhunderten so
reiche Entwickelung fand. Diese Funde aus den Gräbern der genannten Stamme, welche
man als Gegenstande der Eisenzeit zu bezeichnen beliebt, sind zuerst als eigentlich
deutsche Arbeit zu betrachten. Sie reichen vom fünften Jahrhundert bis zur Zeit Karl
des Großen, aus dessen erster Epoche noch ein merkwürdiges Stück erhalten ist, der
Kelch im Stift Kremsmünster, welcher laut lnschrift ein Geschenk des bayerischen Herzogs
Tassilo ist, eine Arbeit, welche nach ihrer Technik völlig denjenigen der Gräberfunde
gleicht, aber den einzigen kirchlichen Gegenstand dieser Art bildet.
Die zweite Vorlesung Falke's behandelte die Geschichte der deutschen Kunst-
industrie in der Zeit Karl des Großen und seiner Nachfolger in der Epoche der Karolinger
und der sächsischen Kaiser bis zum Beginn der Regierung des salischen Hauses, also
etwa bis zur Mitte des eilften Jahrhunderts. Wie in der vorausgegangenen Epoche tritt
auch in dieser die Goldschmiedekunst in den Vordergrund. Karl der Große hatte eine