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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 92)

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Nur die Messer und Feuersteinsplitter behalten noch die ursprüngliche Form. 
Die Pfeil- und Lanzenspitzen wurde mit Pech und Flachsfäden an den 
Schaft befestigt, die Splitter vielleicht auch nur seitlich in eine Keule 
eingetrieben. Derartige Waffen finden sich in allen ethnographischen 
Museen sehr häufig und wurden, wie auch die später zu beschreibenden 
polirten Steinwaffen, von den Südsee-Insulanern und den Indianern Amerikzfs 
vor der Einführung der Feuerwaffen allgemein gebraucht. 
Die polirte Steinwaffe, der Serpentin, erregt die Aufmerksamkeit in 
erhöhtem Grade. Es erscheint auf den ersten Anblick sowohl die Bear- 
beitung des Steinbeiles als die Bohrung der Steinhämmer sehr mühsam. 
Nach mannigfachen Versuchen glaube ich diese Bearbeitungsweise ziemlich 
deutlich erkannt zu haben. Dort, wo der Serpentin als Geschiebe vor- 
kommt, wurde ein passendes Stück zur Bearbeitung einer Axt gewählt, 
worauf mit kantigen Quarzstücken aus freier Hand die erste Zubehauung 
vorgenommen und dann mit Feuersteinsplittern weitergeführt ward. War 
auf diese Art das Geschiebe in die passende Form gebracht, so geschah 
die Ausführung durch Schleifen auf grossen Sandsteinen, die sich auch 
mehrfach in den Pfahlbauten vorfinden. War das Serpentingeschiebe aber 
viel grösser, und wollte man einen derben Hammer daraus fertigen, so 
wurde mit Feuersteinsplittern, die in Holz eingelassen waren, eine Rinne 
ausgesägt. bis man das zu benutzende Stück abschlagen und fertig schleifen 
konnte. Ich habe ganz gleiche Steinäxte, wie die zumeist vorkommenden, 
in 24. Stunden vollkommen ausschlagen und fertig arbeiten können. 
Schwieriger und zeitraubender ist aber die Bohrung im Steinhammer. 
Wir unterscheiden in dieser Bohrung zweierlei Arten: die trichterartigen 
Bohrungen, in denen kein Mittelzapfen blieb, und die einfach mit Feuer- 
stein ausgeführt sein konnten und die cylinderförmigen, in denen ein Mittel- 
zapfen bei der Bohrung stehen blieb. Diese letztere Art wurde durch 
lange Zeit als nur mit Metallen ausführbar erachtet, und ich selbst zweifelte, 
ob es in anderer Weise möglich wäre. Prof. Keller und Morlot hatten 
vielfache Versuche gemacht, die wirklich die Bohrung mit Hirschgeweih- 
enden und Hornzapfen und mit Anwendung von Feuersteinpulver als 
möglich darstellten. Nur glaubten sie mit der Hand arbeiten zu können. 
Es differiren deshalb ihre Bohrungen wesentlich in der Reinheit der Arbeit 
mit den alten Hämmern. Durch das häufige Vorkommen von Hirschhorn- 
enden, an denen deutlich die Spuren des raschen Umlaufes einer Sehne 
sichtbar waren, sowie von durchlöcherten Hirschgeweihstangen, gelangte 
ich dahin, dieser Industrie näher zu kommen und construirte eine sehr 
einfache Drehvorrichtung, welche ich Ihnen hier vorzeige und welche die 
Bohrung vollständig ermöglicht. Der Zeitaufwand, den die Bohrung erfor- 
dert, kommt hier nicht in Betracht, da wir bei dieser sowie bei den 
übrigen Industrien uns vorzüglich das Weib als Arbeiter vorstellen, 
welches auch dadurch wesentlich als Culturträgerin erscheint. Die Hirsch- 
hornenden wurden in dieser Spindel, welche zwischen den zwei Hirschhorn-
	        
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