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F. Hals ist allein mit neun Bildern vertreten. Unter den Landschaften
glänzen J. van Ruisdael und J. van Goyen schon durch ihre Zahl -
27 van Goyen und eilf Ruisdael in Einer Ausstellung; - wie selten
kommt dies vor, auf welcher Ausstellung war dies zu finden! Unter den
Genrebildern zählt man wahre Meisterwerke von Teniers jun., Ostade,
Brouwer, Wouwerman u. s. w. Charakteristisch ist, dass unsere
Amateurs, wie die Englands, Frankreichs und der Niederlande, sich mit
Vorliebe auf die Holländer des XVI. und XVII. Jahrhunderts werfen, dass
es für alte Deutsche und Florentiner Meister des Cinquecento relativ
wenige Freunde - F. Lippmann und H. v. Ferstel -- gibt. Es ist
erfreulich zu sehen, dass auf die gute Qualität der Bilder beim Sammeln
ein- besonderes Gewicht gelegt wird, und dass keine Gemälde vorkommen,
welche in jüngster Zeit verrestaurirt worden wären.
Wir zweifeln gar nicht, dass diese so schönen und so gut aufgestellten
Bilder dazu beitragen werden, in weiteren Kreisen den Geschmack zu
fördern, dass sie insbesonders von denen mit Aufmerksamkeit betrachtet
werden, welche am meisten berufen sind, die alten Kunstwerke zu studiren,
von Künstlern und von Kunstfreunden.
Besondere Sorgfalt hat das Ausstellungscomite auf den Katalog ver-
wendet, und da speciell in Wien auf Abfassung guter Kataloge selten das
gehörige Gewicht gelegt wird, so ist es sehr angenehm, bei diesem Anlasse
einen nicht blos gut ausgestatteten, sondern auch einen gut abgefassten
Katalog als Führer in den Händen zu haben.
Die Ausstellung dauert zwei Monate, August und September; wir
zweifeln aber nicht, dass wir in diesen Räumen öfter noch Specialausstel-
lungen von Gemälden alter Meister erhalten werden. Nach Abschluss dieser
Ausstellung werden während des Winters in dem ersten Saale wieder die
wechselnden Ausstellungen von Kupferstichen und Holzschnitten alter
Meister vorgenommen, und in dem zweiten Saale die üblichen Winter-
Vorlesungen abgehalten werden. ln den Sommermonaten hingegen hoffen
wir wieder dort einer grösseren Specialausstellung zu begegnen.
Kunsihistorischer Oungress.
Am r. September wird im Oesterr. Museum der erste kunsthistorische
Congress eröffnet. Das Museum betrachtet es als eine besondere Gunst
des Schicksals, dass es ihm gestattet wurde, in seinen Räumen jene Männer
versammelt zu sehen, die, ähnlich den Philologen, Aerzten u. s. f., sich zu
Jahres-Versammlungen einigen, um in gemeinsamer Berathung gemeinsame
Interessen zu besprechen. Ist auf der einen Seite die persönliche directe
Berührung mit Fachgenossen ein wesentlicher Gewinn solcher Versamm-
lungen, so darf andererseits nicht verkannt werden, dass es eine Reihe
von Fragen gibt, die nur durch eine Mitwirkung Vieler gefördert werden
können.
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