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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 97)

strebungen haben leider nicht vorgehalten, die Hoffnungen, welche man in das 
Institut zu setzen berechtigt war, sich nicht erfüllt, so dass sich nicht eine 
Tradition und Schule daraus entwickelt hat. Vor allen Dingen war aber doch 
hier ein richtiger, billigungswerther Schritt geschehen, der nur an anderen 
Orten nicht in richtiger Weise nachgethan worden ist. 
Fragen wir danach, wie es in den deutschen Städten um die öiTentlichen 
Sammlungen und ihre Verwaltung bestellt ist, so sehen wir, dass hier die Wissen- 
schaft noch nicht die ihr gebührende Stellung gefunden hat. Allerdings grössten- 
theils wohl ist es schon der Fall bei den archäologischen Sammlungen. Die 
Archäologie als ältere Wissenschaft hat sich eine Stellung errungen, hat metho- 
disch gearbeitet, um sich ein Recht zu solcher Stellung zu erwerben. Dann 
finden wir auf einem anderen Gebiete, dass die rein culturhistorischen und 
die kunstindustriellen Sammlungen in den Händen von Fachmännern liegen, 
weil sie meist durch die Fachmänner geschaffen worden sind. Am wenigsten 
ist das Richtige durchgedrungen bei der Verwaltung der Gemälde-Galerien und 
auch der Kupferstich-Sammlungen, obgleich hier gelegentlich auch Kenner in 
den leitenden Stellen zu finden sind. Der grösste Theil der Galerien aber ist 
noch in der Hand von Künstlern, die wohl Liebe zu den ihnen anvertrauten 
Schätzen haben, deren Art zu schalten und deren Stellung zur Kunstwissenschaft 
aber nicht diejenige ist, die wir glauben beanspruchen zu dürfen. 
Aber wenn wir auch sagen dürfen, ein Museum ist seiner ganzen Or- 
ganisation nach ein wissenschaftliches Institut, und nur der Fachmann ist 
eigentlich der Berufene, um seine Leitung in die Hand zu nehmen, wenn wir 
auch sagen können, es war ein Versäumniss von Seiten der Staatsregierung, 
dass sie der Kunstwissenschaft nicht den gebührenden Platz gegeben hat; so 
müssen wir allerdings auf der anderen Seite auch so ehrlich sein hinzuzusetzen: 
Einen Theil der Schuld trägt auch unsere eigene Wissenschaft selbst. Wir wissen 
Alle, dass wir auf dem Gebiete der mittelalterlichen und der modernen Forschung 
selber noch in den Anfängen stehen, dass Wenige von uns einen vollständig 
auf die Sache gerichteten Studiengang durchgemacht haben, dass die Meisten 
von uns von anderen fachwissenschaftlichen Studien her sich der Kunstwissen- 
schaft zugewendet haben, und dass dadurch dem Einzelnen wie dem ganzen 
Fache die richtige methodische Basis fehlt. 
Allerdings indem die junge Wissenschaft so mühsam sich ihren Platz 
erst erwarb und so und so viele Rückschläge fortwährend erlitt, wurde auch 
diese Frage, um die es sich hier handelt, wenig gefördert. Man hätte aber doch 
denken sollen, dass an den öffentlichen Lehranstalten, namentlich den Univer- 
sitäten, das Fach sich etablirt hätte. Dass dem nicht so gewesen ist, hat einen 
üblen Einßuss auf die Disziplin selber gehabt. Wo sollte man sich bilden? 
Es war nicht möglich, die Leute heranzuziehen, die der Leitung von Galerien 
gewachsen gewesen wären. In Berlin hat man bei Begründung des Museums 
auch den Zweck mit in's Auge gefasst, eine Schule zu bilden; es wurden 
Assistentenstellen begründet, es sollte jungen Leuten Gelegenheit geboten werden, 
sich zur Seite eines älteren Mannes heranzubilden. Wir wissen, dass nicht in 
diesem -Sinne fortgewaltet ist. Daher hat die Entwickelung solcher Leute, die 
geschult sind, sehr auf sich warten lassen. Und wenn man irgend einen von 
uns heute fragt: Fühlst du dich fähig, an eine solche Aufgabe heranzutreten? 
- er würde kaum geneigt sein, einfach mit ja zu antworten. Wir möchten 
uns wohl der Aufgabe widmen, aber wir wissen, wie wenig wir dazu geschult 
worden sind. 
Zu den Eigenschaften, die nöthig sind, gehört zunächst die wahre kun st- 
wissenschaftliche Bildung in dem bestimmten Fache, aber auch diese
	        
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