Was die Vorlagen für die Volksschule betrifft, so handelt es
sich bei denselben nicht um Vorlagen, welche für die Schüler bestimmt
sind, sondern um Vorlagen für den Lehrer. Da nämlich alles Zeichnen auf
den ersten Stufen der Volksschule ein Zeichnen an der Tafel ist und die
Kinder in der Volksschule das nachzeichnen, was der Lehrer verzeichnet,
so ist es unerlässlich, dem Lehrer diejenigen Vorlagen zu geben, an die er
sich bei diesen Vorzeichnungen halten kann. Das ist der einzig zweck-
mässige und natürliche Weg, der richtigen Methode des Zeichenunterrichtes
schnell Eingang in die Volksschule zu verschaffen. Da nun solche Vorlagen
fast nicht existiren und man den ohnehin sehr beschäftigten Lehrern nicht
zumuthen kann, solche Vorlagen selbst zu schaden, und da nur wenige
Lehrer die umfassende Vorbildung speciell für den Zeichenunterricht haben,
um ein Vorlagenwerk herauszugeben, so wurde es als eines der dringend-
sten Bedürfnisse anerkannt, die Publication eines solchen Vorlagenwerkes
zu veranstalten. Zur nicht geringen Freude der Schulmänner in der
Commission hat einer unserer am besten pädagogisch gebildeten und
erfahrensten Zeichenlehrer es übernommen, ein solches Vurlagenwerk
sofort zu entwerfen. Dasselbe dürfte roo bis 120 Tafeln in Folio mit
aurographirten Zeichnungen enthalten und wird sofort in Angriff genom-
men werden, wenn die Vorverhandlungen mit dem Verleger zu einem
gedeihlichen Ende werden geführt worden sein. Die ersten Hefte werden
bereits im October l. J. erscheinen.
Eine weitere Lücke in unseren Lehrmitteln für den Zeichenunterricht
sind Vorlagen für das Bau- und Maschinenzeichnen an unseren
Gewerbeschulen und gewerblichen Fortbildungsanstalten. Während man
sich in den Realschulen rnit den Vorlagenwerken von Herdtle, Roller,
Weitp recht u. s. f. helfen kann, fehlt es vollständig an Vorlagen für
das Bauzeichnen an diesen Anstalten und tbeilweise auch für das Ma-
schinenzeichnen. Jede Schule behilft sich ietzt, so gut sie kann, mit Zeich-
nungen, entweder der Lehrer selbst oder mit Blättern aus verschiedenen
Vorlagewerken. Dabei tritt aber ganz besonders der Uebelstand hervor,
dass die Vorlagen des Auslandes weder mit unseren Bauvorschriften noch
mit unseren Gewohnheiten harmoniren und dass insbesondere eine Menge
Vortheile, welche aus dem reichen Wiener Bauleben hervorgegangen sind,
für die Baugewerbeschule, insbesondere in den Kronländeru, ganz verloren
gehen. Dann sind auch die meisten Unterrichtsbehelfe für das Bauzeichnen
in einem viel zu kleinen Maßstabe gezeichnet und haben nicht die Deut-
lichkeit und die Anschaulichkeit, die für diesen Unterricht unerlässlich ist.
Glücklicherweise besitzen wir die vollständigen Materialien für ein
allseitig genügendes Vorlagenwerk für den bautechnischen Unterricht in
den vortrefflichen Blättern, welche die Herren Proff. Hermann Riewel
und Carl S ch midt an der Wiener Baugewerbeschule für dieselbe gezeichnet
und auf der Weltausstellung zur Anschauung gebracht haben. Diese
Zeichnungenhaben allgemeines Aufsehen erregt und ein wohlverdientes.
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