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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 66)

nicht minder grosse Verkehrtheit. Dies war das absichtliche, jede Regel- 
mässigkeit aufhebende Muschelornament, dessen Anwendung nicht blos 
dahin führte, die Verzierung selbst unsymmetrisch zu gestalten, sondern 
es vernichtete selbst in der Grundform des Rahmens die Regelmässig- 
keit und unterwarf seine Seiten einer willkürlich geschweiften Linie. 
Hiermit war der Rahmen das Formengebende, die Hauptsache geworden, 
und das Bild, die Füllung, musste sich fortan nach ihm richten. 
Eine neue Gestaltung kam mit dem Zeitalter Ludwigs XVL, das 
manche Elemente vom Rococo behielt, aber statt der Willkür und Un- 
regelmässigkeit geziert steife Formen brachte, sie mit Elementen der 
griechischen Ornamentik verzierte und besonders mit Kränzen, Guirlan- 
den, Gehiingen und Urnenformen ein sentimentales Spiel trieb. Von 
diesem letzteren Zierrath wollte die Kunstperiode des Empire nicht viel 
wissen. Ihre Rahmenformen, die auffallend geringe Anwendung vom Relief 
machten, dafür häufig in ihren Flächen mit kleinen Malereien nach dem 
Muster der pompejanisehen Arabesken sich schmückten, sind eben so steif 
und nüchtern wie sie selber. Glücklicherweise hielten sie nicht lauge vor, 
obwohl uns noch abschreckende Beispiele genug, zumal bei alten Spie- 
geln, übrig geblieben sind. Wie auf anderen Gebieten der ornamentalen 
Kunst, so wurde auch bei den Rahmen das Recoco wieder der herr- 
schende Styl, doch nur so, dass es das Ornament mit seinen unregel- 
mässigen Schnörkeln beherrschte, und wohl die äusseren Linien schweifte, 
die naturgemäss reguläre Gestalt des Inneren aber beliess. Diese Formen 
herrschen leider noch heute unter vielen Versuchen, etwas Besseres an 
ihre Stelle zu setzen, Versuche, die ihrerseits aber mit zu jenen Uebel- 
ständen beigetragen haben, welche wir im ersten Artikel schilderten. 
J. Falke. 
Die Publicstionen des k. k. Oesterr. Museums. 
In wenigen Wochen wird das Oesterr. Museum neuerdings mit mehreren literarisch- 
artistischen Publiestionen hervortreten. In diesem Moment scheint es angemessen, einmal 
einen Blick auf die bisherigen, durch des Museum direet oder indirect hervorgerufenen 
Pnblicationen zu werfen. Dieselben haben insgesummt ein Ziel: Förderung der Ge- 
sehmeeksbildung, sei es durch vorwiegend künstlerische Werke, die als Verlegen geeignet 
sind, sei ee durch vorwiegend literarische Arbeiten, welche sich jenen Zweigen der Wissen- 
sehnR, die mit Kunst in Berührung stehen, zuwenden. Einige dieser Arbeiten sind durch 
die Varlesnngen im Museum angeregt werden. 
Zu den Erscheinungen ersterer Art gehört des Preehtwerk ,Ornnn1enie aus 
der Bliithezeit itelien. Renaissance (Intarsieny, harnnsgeg. von V. Teirieh. 
In Ferbendrucktnfeln nach den Originalaufnahrnen Teirichh in Italien ausgeüihrt, bieten 
diese Intarsien einen reichen Schutz von Motiven fir alle Arten von Benaisunee- Orna- 
menten. Es ist dies die erste Pnblicatiou der Art in der gesnnxmten europäischen Literatur. 
Die erste Lieferung, enthaltend Einf in der lithogrephisehen Anstalt von Köke vertrei- 
lich ausgeführte Chremolithogrephieu in Folie, erscheint so eben, glänzend ausgestattet, 
in Beck's Universitäts-Bnchlxandlung (A. Hölder). 
In die Reihe dieser Pnblieetioneu gehören ferner folgende Werke: 
Heu: Sibmechefs „Stiek- und Spitnen-Musterbuch". Nach derAnsgnbe 
vom Jahre 1597 in facsimilirten Copien herausgegeben vom Oesterr. Museum. Wien, bei 
C. GerolcYs Sohn.
	        
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