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5. Der Lehrer corrigire so wenig als möglich selbst, sondern versnlasse die Schüler
durch mündliche Bemerkungen zur Correctur. Clessencorrectur verdient den Vorzug vor
der Einzelncorrectur.
6. Alles Zeichnen an Volksschulen ist Freihandzeichnen, und dieses schliesst selbst-
verständlich den Gebrauch des Lineels, des Zirkels etc. aus.
0b sich der Lehrer auf der Unterstufe stigmographischer Tafeln oder Papierhefte
bediene, oder gleich die ersten Uebungen ohne diese egiune, ist Sache-der freien Wahl.
ln jedem Falle soll aber bei Gebrauch stigmographischer Tafeln etc. mit zunehmender
Handfertigkeit die Entfernung der Stigmen unter einander vergrdsscrt werden.
7. Auf der Mittelstufe hat das freie Zeichnen verschiedener Figuren mit geometrisch
geordneter Grundlage zu beginnen; hierbei können zuweilen schon selbstentworfene Netze
benutzt werden.
Als Hilfsmittel für den Lehrer ist unter Anderm Tretau's uKleiner Zeichner-
(Leipzig bei Klinkhart) zu empfehlen.
8. Auf der Oberstufe ist des Copiren nach Tafelzeichnungen fortzusetzen. Von
fnhigeren Schülern können jedoch schliesslich auch Vorlagen benützt werden. Es em-
pfehlen sich für diesen Zweck besonders die von Herdtle (Stuttgart) und Roller
(Brnnn). Auch können auf dieser Stufe gepresste Pilanzenblstter (Weidenklee-, Robinien-,
Erdbeer-, Ephew, Ahorn-, Eichenblatt etc.) copirt werden.
In Mädchenschulen ist es zweckmissig, statt des Zeichnens von Vorderansichten
technischer Objecte (einfacher Thnren, Thore, Schränke, Oefen, Fenster, Monumente,
Gitterwerke etc.) oder neben demselben auch das Zeichnen mit besonderer Rücksicht auf
die weiblichen Handarbeiten zu betreiben.
9. An zwei- und dreiclessigen Volksschulen soll wenigstens das fnr die Mittelstufe
vorgeschriebene Ziel erreicht werden und es haben auch die regelmäßigen Polygone und
der Kreis Berücksichtigung zu finden.
B.
Lehrplan für das heihmdzelobnen an Bürger-schulen.
Lehrziel:
Fertigkeit im freien Auifussen und Darstellen ebener geometrischer Gebilde un_d
Combinationen derselben, Darstellung räumlicher geometrischer Gebilde nach perspectt-
vischen Grundsätzen. Gewandtheit im Zeichnen nach ornamentalen Vorlegeblättern und
Modellen.
Erste Unterrichrsstufe.
Vl. Classe 6 Stunden.
Zeichnen ebener geometrischer Gebilde aus freier Hand nach Vorzeichnungen, die
der Lehrer an der Tafel entwirh und mit kurzen zum Verstßndnisse nbthigen Erklärungen
begleitet, wobei von Punkten ausgehend, gerade und krumme Linien lll mannigfaltigen
Lagen und Beziehungen zu einander, ferner die verschiedenen Winkel, Dreiecke, Vielecke,
der Kreis und die Ellipse vorkommen.
Combinationen der gerad- und krummlinigen Figuren. Darstellung räumlicher Ge-
bilde mach Drahtmodellen.
Zweite Unterrichtsstufe.
Vll. und Vlll. Classe je 4 Stunden.
Darstellung räumlicher Gebilde nach Holzrnodellen als Fortsetzung des perspecti-
vischen Zeichnens.
Uebungen im Ornamentenzeichnen zuerst nach Entwürfen des Lehrers an der Schul-
tafel, sodann nach Vorlegeblättern und Modellen.
GedAchtniss-Zeichnungsübungen, bei welchen aber vurher alle Grössenverhlltnisse
der Zeichnung erortert werden sollen.
An Madchen-Bergerschulen ist im All emeinen der eben bezeichnete Lehr ein-
zuhalten; in der obersten Classe ist eine richtige Auswahl der zu zeichnenden 0 iecte
mit Rücksicht auf die weiblichen Arbeiten zu trelTen.