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bereichert worden, so dass wir es nicht unterlassen können, unserem bis-
herigen Berichte einen Nachtrag anzufügen. Auch bekennen wir gerne,
in dem Bestreben, kurz zu sein, den einen oder anderen Gegenstand
minder berücksichtigt oder wohl gar übersehen zu haben.
Dieses Vergessen hat zum Beispiel einen eigenthümlichen Wandkasten
aus dem Besitze des Herrn Trau betroffen (Nr. 134), den wir noch hätten
den spanischen Arbeiten anreihen sollen. Auf einer Anzahl leichter Säul-
chen, die den unteren Theil offen lassen, erhebt sich ein mässig hoher
Kasten von braunem Holze, der ganz auf seinen Flächen wie um die
Säulen herum mit eingelegten Arabesken, Blumen und Cherubimköpfen
in Perlmutter bedeckt ist. Geben diese Köpfe so wie die Zeichnung des
Ornaments christlichen Ursprung zu erkennen, so bilden der Aufbau des
Kastens wie die Technik der Verzierung entschieden eine maurische Re-
miniscenz. Letztere ist noch heute von den Türken in ihren zahlreichen
musivischen Perlmutterarbeiten, mit denen sie ihre Möbel bedecken, fest-
gehalten.
Haben wir in diesem Stück aus Spanien eine uwestöstlicheu Tradi-
tion, so hat uns auch der eigentliche und ferne Orient nicht im Stiche
gelassen. Längst bekannt sind den Besuchern des Museums die mit Stift-
mosaik bedeckten persischen Sessel und der grosse Thron, auf welchem
es dem Thronenden gestattet ist, bequem auf Kissen gebettet die Huldi-
gungen in Empfang zu nehmen. Die Technik der Verzierung, die, wie es
wahrscheinlich ist und wie auch bezeugt wird, von Florenz ausgegangen,
mag man mit einem schon früher beschriebenen Cabinetkasten von Flo-
rentiner Herkunft aus dem 17. Jahrhundert (Nr. 14,3) vergleichen. Auch
Japan hat in zwei grossen koEerartigen Truhen von vieux laque (Nr. 17,
18, Eigenthum des Grafen Zichy) einen Beitrag gesendet, der in seiner
Art sehr schön ist, wenn das Genre auch nicht im Ziel dieser Ausstellung
lag. Daher sind sie vereinzelt geblieben und haben nur in Nr. 20 einen
verwandtschaftlichen Genossen gefunden. Es ist ein grosser chinesischer
Wandschirm, dessen reiche Verzierung vertieft eingeschnitten und mit
kalter Lackfarbe ausgemalt ist.
Auch die Uhren haben wir übergangen. Allerdings ist vom Stand-
punkt des feineren Kunstgeschmacks gar nichts von besonderer Bedeutung
darunter und man sieht ihrer Aufstellung an, dass sie wohl nur zur Ver-
vollständigung und zur Decoration vorhanden sind, um uns die Formen
gewisser Wandmöbel, auf denen sie Stellung fanden, verständlicher zu
machen. Indessen auch so sind sie lehrreich, nicht blos weil sie uns einen
Begriff von den alten Formen geben , von der Gestaltung, von dem Ge-
häuse, von der Verzierung des Zitferblattes, sondern auch im Gegensatz
zu dem, was heute in ihrer Art geschaffen wird. Bei den alten Uhren,
sei es-nun bei den kleinen Wanduhren, die meistens in Metallgehäusen
eingeschlossen sind, oder bei den Wanduhren, deren Kasten ein richtiges
Stück Möbel bildet, das decorativ seinen Platz an der Wand ausfüllt, ist