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Sie sind aber interessant, weil man an ihnen die Entstehung unserer heu-
tigen fournirten Möbel durch den Uebergang aus der Holzmosaik, aus der
Benutzung des Fladers und der Textur des Holzes beobachten kann. Wir
verweisen namentlich auf die Nummern 5 bis 7 und 9, Eigenthum der
Herren Oerley, J. und M. Blum.
Während die Holzintarsia diesseits der Alpen die angegebene Ent-
wicklung nahm, brachten die Italiener ein anderes Genre in Mode und
übten es in ausserordentlicher Feinheit und Schönheit. Die Verbindung
von Ebenholz und Elfenbein, worauf dieses neue Genre beruht, war wohl
schon im sechzehnten Jahrhundert beliebt und manches gute Stück, das
uns erhalten ist, fällt noch in diese Zeit. Aber die Hauptblüthe gehört
der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts an. Die weissen Einlagen,
sei es in zierlichen Ornamenten, sei es in Figuren, deren Zeichnung durch
eingravirte und geschwärzte Linien vervollständigt wird, machen eine höchst
edle Wirkung, welche dem feinen Kunstgefühle der Renaissance nicht ent-
ging. Eben wegen ihrer Feinheit aber zeigte sich diese Kunstart für
grössere und schwere Gegenstände wenig geeignet und sie wurde daher
mit richtigem Gefühle auch meist zu kleinerem Geräthe, vor Allem zu den
reich gegliederten, mit zahlreichen Schiebladen und Thüren versehenen
"Cabinetsu verwendet. Es ist ein beliebter und gesuchter Gegenstand des
Antiquariats, das daher auch heute mit neugemachten Fälschungen über-
füllt ist. Was wir von grossen Kästen und Schränken, namentlich auch
von Gestühl in diesem Genre sehen, ist weitaus in den meisten Fällen
neue Arbeit.
Unsere Ausstellung zeigt zahlreiche Beispiele dieser Marqueterie, be-
scheidener und reicher in den Einlagen, kein Stück aber darunter ist
wirklich ersten Ranges. Zu den bescheidener verzierten und auch wohl
älteren gehören die commodenartigen Kästen Nr. 121 und 126, Eigenthum
des Herrn Zelebor. Desselben Eigenthum ist auch ein Tisch, Nr. 125,
der, nur geometrisch ornamental, sich mit Sternchen und Rosetten aus
dreieckigen Stückchen schmückt. Zu den reicheren und besseren gehört
der Cabinetkasten Nr. 107, Eigenthum des Grafen Nakö. Bemerkenswerth
ist auch Nr. 143, weil sein zierliches sternförmiges Ornament im soge-
nannten Stiftmosaik noch die ältere, im Mittelalter gebräuchliche Art re-
präsentirt, welche im siebzehnten Jahrhundert nach Indien hinüberging
und dort noch heute als Bombay-Arbeit blüht. Unser Gegenstand, Arbeit
des 17. Jahrhunderts, ist Eigenthum des Herrn von Rosenberg.
Wie schon ein flüchtiger Blick auf unsere Ausstellung lehrt, blieb
der Geschmack der vCabinetten nicht bei Ebenholz und Elfenbein stehen,
sondern verwendete bald daneben bunte Steinarten (Nr. 106), insbesondere
lapis lazuli, dann den sogenannten Ruinenmarmor, der Felsenlandschaften
oderRuinen vorstellen sollte - davon Nr. 105, Eigenthum des Herrn
Grafen Nako, ein bedeutendes Beispiel ist - oder verband verschiedene
Mosaikarten mit einander. Von letzterer Art, der Verbindung der Holz-