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Die Vloihnachta-Ausstellung im Ooatorr. lluaaum.
Von J, Falke.
I.
Seit dem 15. November ist im Oesterreichischen Museum eine Aus-
stellung österreichischer Kunstindustrie eröffnet worden, die sich eine
Weihnachts-Ausstellung benennt. Vielleicht sagt schon dieser Titel, was
sie eigentlich soll, um was es sich bei ihr handelt.
Wir leben leider - und das ist bekannte und traurige Wahrheit
- in einer Hauen Zeit. Wir sind einmal hineingekommen und wissen
auch gar wohl, warum, aber diese Kenntniss ist uns bisher von keinem
Nutzen gewesen. Der Unternehmungsgeist ist für den Moment erlahmt,
die Kauflust erstickt, die Klagen erklingen noch aller Orten nach trüb-
seliger Melodie. .
Unter diesen Umständen erscheint ein jedes Unternehmen berechtigt
und zeitgemäss, welches den Versuch macht, das gesunkene Leben wieder
zu wecken, welches auFs Neue anregen, fördern, helfen will. Als einen
Versuch mit dieser Tendenz, einen bescheidenen nur, stellt sich die
Weihnachts-Ausstellung des Museums dar. Das Museum glaubte, was an
ihm sei, auch seinerseits thun zu müssen, um dem herrschenden Uebel
zu steuern, und da zur Heilung diesmal gute Lehren und gute Vorbilder
vielleicht weniger am Platze sind, als ein gutes Geschäft, so unternahm
es wohl eine kunstindustrielle, aber doch geschäftsmässige Ausstellung,
wenn man will, eine Art Bazar.
Ziel und Absicht gehen also in keiner Weise auf eine Musteraus-
stellung hinaus, wie es vor drei Jahren bei der Eröffnung des gegen-
wärtigen Museumsgebäudes der Fall war. Es handelt sich nicht um
eine Ausstellung ausgesuchter, kritisch gemusterter Gegenstände, nicht
darum, zu zeigen oder zu sehen, was wir von der Ausstellung gelernt,
welche Fortschritte wir seitdem gemacht haben. Die Absicht geht in
erster Linie dahin, für das Weihnachtsgeschäft eine Vermittlung zu bil-
den zwischen den Industriellen und dem kaufenden und suchenden Pub-
licum, das hier viele Dinge auf einmal sieht, um welche es sonst weite
Wege machen muss. Und es sieht sie hier, ohne zum Kaufen genöthigt
zu sein, wie es moralisch im Kaufladen der Fall ist; es hat Zeit und
Ruhe zur bedächtigen Wahl. Um dieser Absicht willen sind auch fast
sämmtliche Gegenstände auf der Ausstellung käuflich und können sofort
übernommen werden, wenn es sein muss.
Nichtsdestoweniger hat das Museum auch mit dieser Ausstellung
seine speciellen Ziele im Auge behalten. Man wird es bei der vorwal-
tenden Absicht erklärlich und verzeihlich finden, wenn bei der Zulassung
der Gegenstände weniger streng verfahren worden, als es sonst zu ge-
schehen pflegt, und dass Arbeiten aufgenommen wurden, die unter an-
deren Umständen ohne Frage verworfen wären. Dennoch ist eine ge-