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wisse, wenn auch gelinde Kritik geübt worden, und um diejenigen zu
ermuthigen, welche Lust und Neigung zu besseren, vorragenden Arbeiten
fühlten, wurde das Diplom des Museums in Aussicht gestellt, über dessen
Zuerkennung eine Jury zu urtheilen hatte. -
Nehmen wir nun in Betracht, einmal die ausgesprochene Absich
selbst, mehr einen Bazar als eine Musterausstellung zu veranstalten, an-
dererseits die Ungunst der Zeiten, die dem Hervorbringen des Neuen
und der Betretung neuer Wege nicht minder hinderlich war, wie der
Vorrath des Unverkauften, den uns die Weltausstellung hinterlassen hat,
so werden wir vorsichtig und weise nicht mit hochgestellten Ansprüchen
an diese Ausstellung hinantreten. Dämpfen wir aber unsere Erwartungen,
so werden wir vielleicht mehr und Besseres finden, als wir vermuthet
haben, wir werden selbst auf Neues, vollkommen Neues stossen und
endlich nicht ohne Befriedigung die Ausstellung wieder verlassen.
Wenigstens ist das der Eindruck, den sie uns macht.
Es versteht sich wohl von selbst, dass eine Ausstellung mit solcher
Absicht, so entstanden und als ersten Versuch sich darstellend, weder in
ihrem Inhalte, noch in ihrem Arrangement ein systematisch gegliedertes
Ganzes bilden kann. Zu letzterem waren schon die Räume, soweit sie
das Museum zur Verfügung stellen konnte, ungeeignet; nur zwei Säle
standen vollkommen frei und bereit, und diese nicht einmal neben ein-
ander und in demselben Stockwerk. Was sie nicht fassen konnten, musste
wohl oder übel in den Nachbarräumen untergebracht werden. Auf diese
Weise ist es gelungen, Raum zu schaHen für etwa 140 Aussteller, deren
Ansprüche zum Theile nicht gering waren. Diese 140 zählen unter sich
mit die besten Namen, bewährte Freunde und Anhänger des Museums
und viele andere, die zum ersten Male in seinen Räumen erscheinen.
Wollte man sie aufzählen, so würde man sehen, wie sehr der Zufall' ob-
gewaltet hat.
Unter diesen Umständen kann auch unser Bericht keine systematische
Besprechung sein, die ohnehin nach den ausführlichen Referaten bei der
Weltausstellung wenig am Platze wäre. Wir lassen das Unbedeutende
völlig dahingestellt und greifen das Neue und Wichtige heraus oder das-
jenige, woran sich etwa lehrreiche Bemerkungen anknüpfen lassen. Es
ist aber mancherlei, was sich uns in dieser Weise willkommen darbietet.
So machen wir an den gewebten Stoffen - um zunächst von
diesen zu reden - zwei interessante Wahrnehmungen. Die eine betrifft
das leinene Damastgewebe für den Tisch und das Haus, die andere die
MöbelstoEe.
Die Leinwand zählt nur Einen Aussteller, Regenhart 81 Ray-
mann, aber diese Fabrik überrascht uns mit einer wirklichen Neuheit,
die oft besprochen und gewünscht worden, mit farbig decorirtem Tafel-
tuch und Handtüchern. Seit zwei Jahrhunderten ist das weisse, blos
weiss gezierte Leinenzeug einzig und allein in Gebrauch und Mode ge-