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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 115)

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Es folgen die altercn Epochen der griechischen Kunst, wie sie sich in den 
bemalten Thongefassen darstellen. ln zwei Sälen werden durch die schone Vasen- 
sammlung die auf einander folgenden Style: der älteste, sogenannte agyptisirende oder 
korinthische, der alte Styl mit schwarzen Figuren, der strenge und freie Styl zur An- 
schauung gebracht. Ein Speisetisch, auf dem die Gefasse angeordnet sind, wie sie zur 
Mahlzeit aufgesetzt wurden, soll den Gebrauch im Leben veranschaulichen. 
Ein Nebenraum enthalt die figürlichen Bildwerke aus gebranntem Thon, 
griechischen und etruskischen Ursprungs, unter letzteren die fast lebensgrosse Pallas- 
Statue archaischen Styles sowie die cyprischen Gefasse und Terracotten. 
Bevor wir nun die classische Kunst in ihrem weiteren Entwickelungagange ver- 
folgen, betrachten wir die gleichzeitigen ältesten Culturerxeugnisse unseres 
eigenen Landes, die ja auch wesentlich von den hoher civilisirten Völkern des Mittel- 
meeres, insbesondere aber von den Etruskern, beeinflusst waren. 
Es sind daher zwei Sale diesen sogenannten prähistorischen Alterthümern, 
die in den cisalpinen Ländern gefunden wurden, gewidmet. Wir beginnen mit den pri- 
mitiven Steinwerkzeugen aus den Hohlen und Diluvialbanken, aus einer Periode. wo der 
Mensch mit dem Mnmmuth und dem Rennthier zusammen in Mittel-Europa lebte, aus 
der wir auch in Oesterreich manche Reste aufzuweisen haben. 
Es folgen die Werkzeuge und Waffen der nordischen Steinzeit, die Funde in den 
Pfahlbauten der oberosterreichischen und Schweizer Seen, endlich die zahlreichen Stein- 
gegenstände, Gefässe u. s. w. aus österreichischen Ansiedelungen, besonders in den Kreisen 
jenseits der Donau. Diesen schliessen sich die Metallerzeugnisse an, die Bronze, wobei 
die grosseren Funde ungetrennt beisammen bleiben, die heidnischen Thongefasse, endlich 
die Arbeiten in Gold und Silber, von denen wir so Bedeutendes haben. 
Einen eigenen Saal werden die Ausgrabungen von Hallstatt einnehmen und den- 
selben vollständig füllen. ln der Mitte werden die beiden Bestattungsweisen: das brand- 
lose Begrabniss und ein Brandgrab. zur Anschauung gebracht, selbstverständlich ganz mit 
Originalen, sogar mit der Erde aus Hallstatt und genau nach aufgefundenen Gräbern auf- 
gestellt. Von den Schautischen und Schranken wird der erste die Waffen, der zweite 
die Bronzegürtel, der dritte bis sechste Schmucksachen, der siebente Werkzeuge, der 
achte Bronzegefasse enthalten. 
Nach dieser Umschau im hohen Alterthume in unseren Lindern kehren wir zur 
weiteren Entwickelung der classischen Kunst zurück. 
ln einem sehr grossen Saale von eigenthümlicher Anlage, indem er zum Theil 
durch Zwischenmauern in kleinere Compartimente zerfallt, werden die griechischen und 
römischen Steinsculpturen aufgestellt. Der cyprische Koloss, die Amazonen-Statue, 
der Sarkophag bezeichnen die Hauptepochen: die Entwicklung der griechischen Kunst aus 
der asiatischen, den archaischen Styl und die Blüthezeit. Die Mitte des Saales wird das 
grosse Mosaik mitjden Scenen aus der Theseida einnehmen, das auf dem Mozartplatze zu 
Saflizburg gefunden wurde und sich gegenwärtig auf der Mariannen-lnsel zu Laxenburg 
be ndet. 
Der rückwärtige Raum der Saallänge ist für die Gotter- und ldealköpfe bestimmt, 
deren die Sammlung viele besitzt. 
Der nachste Saal zeigt provinzielle Abzweigungen der griechisch- 
römischen Kunst: die Ausgrabungen von Samothrake, welche von Sr. Majes tat 
dem Kaiser angekauft wurden, die Funde von Karthago, dem heutigen Tunis u. s. w. 
Der Ecksaal wird eine Portraitgalerie der römischen Kaiser in Ori- 
ginalbüsten enthalten, - eine lebendige. interessante Illustration der römischen Kaiser- 
geschichte. 
Die römischen In schriften werden theils hier und im anstossenden Nebenraume 
vertheilt, theils in dem langen Corridore des Vestibules, der dafür besonders geeignet er- 
scheint, aufgestellt und ihrem Inhalte nach gruppirt: t. oifentliche Denkmale (Meilensteine 
u. dgl.); 2. auf den Cultus bezügliche gAltare); 3. Grabsteine, welche bis in die christ- 
liche Zeit reichen. 
Nun folgen die Werke der Toreutik, die Bronzen und Arbeiten in Edelmetallen. 
ln die Mitte des Saales kommt die grosse Bronzestatue des Hermes logios, die auf dem Zoll- 
felde in Kärnten gefunden wurde, zu stehen. Die kleinen figürlichen Bronzen in schmalen 
Schränken, wo sie auch von rückwärts gesehen werden können, aufgestellt, werden nach 
Typen und mdglichst chronologisch angeordnet. Die zum Gebrauche bestimmten Bronzen 
zerfallen in Cultusgerathe, Waffen, Werkzeuge und Gerathe des täglichen Lebens, wie: 
Schreibgerathe, Waagen und Gewichte, Schlüssel, Lanzen, Kochgeschirre und Ge- 
fasse, chirurgische lnstrumente u. s. w., endlich Schmuck sowohl in Gold und Silber als 
in Bronze. 
Der folgende Saal, der fünfzehnte, enthalt die kostbarste und prachtigste Art aller 
antiken Kunstwerke, die geschnittenen Steine, welche den Glanzpunkt der kaiser- 
lichen Sammlung bilden. Ein besonderer Schrank in der Mitte des Saales soll blos die
	        
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