gewöhnlich Bauerxnsessel nennt. Von dieser letzteren Art stellt uns Chri-
stian Ulrich sehr charakteristische Beispiele vor Augen. Die reichste
Auswahl bietet uns Anton Fix. Einiges davon schlägt noch nach Form
und Verzierung in das Genre Louis XVl., das am letzten französischen
Kaiserhofe vorzugsweise das herrschende war. Das Meiste sucht seine
Vorbilder in früheren Zeiten auf oder ist selbstständig componirt in mo-
dernem, aber richtigem Gefühl. Dahin gehört ein Sessel von schwarzem
Ebenholz mit eingelegtem Elfenbein und Stickerei auf dem dunkelgrünen
Stoff, ein gutes und kostbares Stück für einen Damensalon von soliderem
Geschmack.
Andere Sessel oder Fauteuils haben gerade Construction in Rück-
lehne und Seitenwangen, etwa wie diejenigen der ersten Hälfte des sieb-
zehnten Jahrhunderts; aber breit und tief gehalten, liefern sie den Beweis,
dass auch dieses am besten construirte Sitzmöbel vollkommen bequem sein
kann und weit bequemer ist als unsere modernen Rococo-Fauteuils, die
nach dem Bedürfnisse und dem Baue des Körpers gebaut und gepolstert
sein sollen, heute aber zu eng für die Hüften sind und keine Ruhe bieten,
weder für den Kopf, noch die Arme, noch den Rücken.
Dass die Holzschnitzerei oder Holzbildhauerei in Wien sich ein weites
Feld zu erwerben beginnt, zeigen ausser den erwähnten geschnitzten Möbeln
auch die übrigen Schnitzereien. Die beiden hauptsächlichsten Aussteller
sind Jäckl und Christian Ulrich, ersterer mehr mit Füllstücken und
verschiedenem Geräth, letzterer mit Rahmen. Meisterhaft als Schnitzerei,
aber verkehrt im naturalistischen Geschmacke ist unter Jäckl's Arbeiten
die Verzierung einer grossen Cassette in Laub und Blumen. Noch ver-
fehlter in Bezug auf die Construction ist ein über die Massen schwan-
kender Gewehrständer, der kaum sich selber zu tragen scheint. Es sollte
auch dieser Seite des Gerätbes mehr Beachtung geschenkt werden; sie
macht sonst zunichte, was etwa die Verzierung an sich Gutes enthält.
Der geschnitzten Sessel von Chr. Ulrich ist bereits gedacht worden. Der
grösste Theil seiner Ausstellung besteht in einer grossen Collection ge-
schnitzter oder profilirter Rahmen, die, schwarz oder braun, mit wenig
Gold verziert, oder auch wohl in alter, dunkler Vergoldung, sammt und
sonders der bisherigen modernen Art des vergoldeten Rahmens, wie er
unter dem EinHusse der heutigen Maler entstanden ist, den Krieg er-
klären. Es sind wohl nicht alle Wege der Verzierung, die hier einge-
schlagen werden, haltbar, aber das Verfahren, begründet auf die Vorbilder
des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts, ist im Ganzen vollkommen
richtig und es befinden sich viele gelungene Beispiele in der reichen Col-
lection. Die alten Maler, die massvoll waren in der Vergoldung wie in
der Breite des Rahmens, die ihn flach bildeten statt steil und das Bild
eher hoch hielten, statt dass sie es in der Tiefe einkastelten, und sonst
manche Dinge anders beobachteten als ihre heutigen Genossen, wussten
wahrscheinlich auch, was sie thaten und warum sie es thaten.