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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 125)

Bürgerkinder gewesen sind. Aus der grossen Zahl treten Danhauser als Schilderer des 
Städtelebens, Waldmüller als Schilderer der landlichen Umgebung und Gauermann als 
_ jener der Alpenwelt hervor, denen sich der vollständig acclimatisirte Fritz L'Allemand, 
neben Tremmel und Schindler, als (reiflicher Soldatenmaler anschliesst. Ueber das Salz- 
kammergut hinaus reichte wohl auch selten die Reiselust und so blieb das Leben der 
Künstler in den heimischen Grenzen ohne Beeinflussung durch fremde Elemente, und auch 
ihre Kämpfe unter einander, etwa von Kuppelwieser und Fnhrich gegen Danhauser und 
Waldmüller, als die Führer der religiös-akademischen und der selbstständig-realistischen 
Richtung, waren ohne weiteren Belang, wenn auch für die Kunst selbst wegen der Klärung 
der Principien nicht ohne Vortheil. Allerdings waren die Traditionen der alten Kunst, 
selbst der Barockmaler, bereits verloren gegangen und bei den meisten damaligen Künstlern, 
Danhauser, Gauermann und in seinen letzten Jahren auch Dalfnger ausgenommen, kaum 
ein Verständniss für dieselben vorhanden. Daraus erklärt sich die oft unfertig scheinende 
Technik der gesammten deutschen Kunst und des Wiener Genrebildes im Besonderen. 
Während des schwierigen Werdeprocesses blieb es schwächlich in der Farbe, oft mangel- 
haft in der Zeichnung und ohne Verstandniss für die Körperformen, aber dagegen auch 
nicht als Treibhauspflanze von Aussen importirt und nicht für den Weltmarkt schwindelhaft 
aufgebauscht, sondern auf solider, tendenzloser Basis gehegt und geliebt von warmherzigen 
Wiener Bürgern. Seit 1848 sind die Verhältnisse andere geworden; die snciale Bewegung 
hat auch das Kunstleben berührt und umgestaltet, und das Ueberschreiten der früheren 
Grenzen, wo in der Beschränkung der Ziele die Kraft, in der geistigen Localfarbe der 
eigenthümliche Reiz des Wiener Genrebildes lag, brachte es um seine Bedeutung. Während 
es frnherdem englischen Genre zu vergleichen war, ist es jetzt, etvra mit Ausnahme von 
Pettenkofen, Kurzbauer und Friedlander, zumeist in Nachahmung der Franzosen begriffen. 
Eine baldige Zukunft wird lehren, ob die gewonnenen Vortheile die gebrachten Opfer 
werth gewesen sind. 
Kiinlgl. unqar. Landet-Zoluhanuohula und Zelohenlahrer-Priiparandle In Budapest. 
Unter gesetzlicher Mitwirkung des ungar. Reichstages durch Allerh. Entschliessung 
Sr. Maiestat des Konigs am I5. Mai l87l gegründet, wurde diese Lehranstalt (vorläufig 
in provisorischen Räumen untergebracht) im November desselben Jahres eröffnet. 
Auszug aus den Statuten. 
Zweck und Aufgabe dieser Lehranstalt ist: Zeichenlehrer zu bilden, welche den 
Forderungen der Gegenwart und den gesteigerten Bedürfnissen des Landes genügen; ferner, 
auf die Entwicklung ,der heimischen Industrie durch kunstgewerblichen Unterricht fürs 
dernd und veredelnd einzuwirken; endlich begabtere Schüler für den künstlerischen Beruf 
gründlich vorzubereiten. 
Diese vorgesteckten Ziele sucht die Anstalt theils durch praktische Anweisung in 
allen drei Fächern der bildenden Künste, tbeils durch einschlägige wissenschaftliche Lehr- 
curse zu erreichen. Die Anstalt besteht somit: 
t. Aus einer gemeinschaftlichen Vorbereitungs-Zeichenclasse; 
2. aus einer hüheren Zeiclienschule, welche wieder in vier Facliclassen zerfallt, 
nämlich: a) für tigurales Zeichnen und Malen, b) für architektonisches Zeichnen, c) für 
ornamentales und kunstgewerbliches Zeichnen, d) für ftgurale und ornamentale Plastik. 
Hiezu kommt die Abtheilung für Xylographie. 
Als Ergänzung des praktischen Unterrichtes dienen die Vorträge ober Anatomie, 
descriptive Geometrie, Perspective, Schattenlehre, Kunstgeschichte und andere Facher. 
Zur Fortbildung im Zeichnen für Gewerbetreibende, welche tagsüber durch ihren 
Beruf in Anspruch genommen werden, dient der regelmassige Abendcurs. 
ln die Vorbereitungsclasse werden nur solche Schüler aufgenommen, welche die 
Unterrealschule, das Untergymnasium, eine Bürgerschule oder eine höhere Volksschule 
mit Erfolg besucht haben. 
Zur Aufnahme in eine der Fachclassen ist erforderlich , dass der Schüler entweder 
die Vorbereitungsclasse der Anstalt, oder die Volkslehrer-Praparandie oder eine der obigen 
Staatsanstalten mit gutem Erfolge besucht, ausserdem aber im Freihandzeichnen bereits 
eine entsprechende Fertigkeit erlangt habe. In der Regel ist für die Aufnahme in die 
Vorbereitungsclasse und in den Abendcurs das zurückgelegte 14., für die Fachclassen das 
I6. Lebensjahr erforderlich. Schüler mit umfassenderer Vorbildung werden bei Ertheilung 
von Stipendien bevorzugt. 
 
Forlxetgung auf der Beilage.
	        
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