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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 125)

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Tones ein sehr angenehmer und warmer gegeben. Die Gegenstände von 
Herrmann, deren Oberfläche in dieser Weise bearbeitet ist, haben nur 
zu viel der Vergoldung übrig behalten, so dass man nicht weiss, ob es 
eben Gold oder Silber vorstellen soll. Uebrigens sei nicht unterlassen, zu 
bemerken, dass manche dieser Gegenstände von Gefäss und Geräth neben 
trefflicher Arbeit auch hübsche Formen zeigen. 
Letzteres ist auch das Hauptverdienst einer bedeutenden Collection 
des verschiedensten Tischgeräths der Firma Conraetz 8! Reuter. Ihre Aus- 
stellung prunkt nicht mit forcirten Luxusgegenständen, sondern hält sich 
glücklich innerhalb des wirklichen Bedarfes. Wir betrachten das vielmehr 
als einen Vorzug denn als einen Nachtheil. Die Gegenstände sind im 
Ganzen modern in ihren Formen, aber das Moderne tritt so mit Mass 
und Bescheidenheit auf, dass es meist sehr ansprechend erscheint. Insbe- 
sondere gilt dies von allem schalenartigen Tischgeräth. Minder glücklich 
ist die Form der Messer, Löffel und Gabeln. Conraetz 8c Reuter haben 
uns mit ihrem Geräth eine ganze Tafel gedeckt und sie macht gute 
Wirkung. Sie haben dazu eines jener buntbordirten Tischtücher der Fabrik 
von Regenhart benützt, welche auf der Weihnachts-Ausstellung des vorigen 
Jahres die allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Da es das Gleiche ist, so 
schliessen wir mit Bedauern, dass es der Fabrik nicht gefallen hat, einen 
so guten Weg fortzusetzen und den Versuch zur Wirklichkeit zu machen. 
Wir machen oft die Erfahrung, dass ein Erster und ein Zweiter eine Sache 
versuchen, ein Dritter aber erst den Versuch in wirkliche lndustrie ver- 
wandelt. So ist es z. B. mit dem Email gegangen. In Frankreich pflegt 
sich das in einer Person zu Concentriren. . 
Wir haben gesagt, dass die Firma V. Meyer's Söhne sich mit Silber- 
arbeiten den beiden genannten als dritte zugesellt habe. Es sind nur wenige 
Gegenstände, aber sie haben um so mehr Verdienst. Wir haben dabei 
vorzugsweise die Geräthe für schwarzen Cafe in türkischer Art im Auge, 
welche in Formen und Verzierung höchst gefällig sind. Mehrere grössere, 
als Tafelverzierung bestimmte Schalen sind etwas unruhig in der Com- 
position und Wirkung, doch haben sie den Vorzug, zweckentsprechend in 
ihrer Art zu sein. Leicht gebaut, schieben sie sich nicht störend als undurch- 
dringliche Mauern zwischen die Blicke. 
Das Hauptverdienst von V. Meyer's Söhnen besteht aber im Gold- 
schmuck. Auf der vorigen Weihnachts-Ausstellung erfreute uns diese Firma 
mit Filigranschmuck in antiker Art nach Castellanischem Beispiel. Es war 
das erste Mal, dass solche Arbeiten als Wiener Fabricat vor die Augen 
des Publicums traten. Diesmal sind es Schmuckgegenstände von anderem 
Genre, die uns eben so wohl neu sind, als sie durch ihre elegante Er- 
scheinung und feine Arbeit ansprechen. Ganz im Gegensatz gegen den 
Goldschmuck der letzten Jahrzehente, der den Werth auf das blanke Gold 
und die etwaigen Steine legte, die Arbeit als solche aber vernachlässigte, 
legen diese den Nachdruck auf die feinste Arbeit und die vollendete Aus-
	        
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