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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 127)

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wie sie bei keinem anderen Puuzenarbeiter vorkommt. Die Schatten werden 
nämlich durch parallel laufende punktirte Linien gebildet, welche, von 
dem Contour der Zeichnung kräftig ausgehend, sich gegen das Ende zu 
allmälig verjüngen. Diese Art von Schattirung ist nur Flynt eigen, und 
seine Arbeiten dadurch von denen anderer Meister leicht zu unterscheiden. 
Auch kann ich nicht unerwähnt lassen, dass diese Eigenthümlichkeit sich 
schon bei den ersten, in Wien herausgegebenen Blättern vorfindet, welche 
hier einzig und allein in Betracht kommen könnten, und sich während 
seiner langen künstlerischen Laufbahn gleicbmässig erhält. Letzter Um- 
stand ist um so bemerkenswerther, da dieser Künstler in seinen Werken 
wie kein zweiter den Wandlungen des Geschmackes seiner Zeit unterworfen 
ist. Während nämlich die älteren Arbeiten, besonders die Wiener, noch 
ganz im strengen Geist der Renaissance gehalten sind, sind seine späteren 
Werke des 16. Jahrhunderts, mit Ausnahme der Pokale. die er nach Jam- 
nitzer und gewiss auch noch nach anderen Meistern copirte, schon etwas 
barock und die dem 17. Jahrhunderte angehörenden tragen den Verfall 
der Kunst in dieser Zeit deutlich zur Schau. Die Hohlkehlen sind über- 
mässig gestreckt, aus Viertelstäben werden Theile einer Ellipse, ja diese 
unverhältnissmässige Dehnung und Streckung macht sich auch bei den 
Knöpfchen, Masken, ja selbst bei den Ornamenten fühlbar. 
Nach all dem Gesagten ist also bei unseren Blättern an P. Flynt 
nicht zu denken. Halten wir an der Eigenthümlichkeit derselben, als in 
Contourmanier ausgeführter, fest, so können wir auch weder Bernhard 
Zan noch den Meister I. S. vom Jahre 1582 als ihren Urheber annehmen, 
da von beiden Künstlern nur schattirte Arbeiten bekannt sind, von letz- 
terem überdies nur iigurale Compositionen. Endlich müssen wir noch 
einen unbekannten Meister erwähnen, der eine nurnerirte Folge von 18 Bl. 
Bechern mit Köpfen und Grotesken, Frucht- und Blumen-Festons und 
Trophäen in Ornamentwerk herausgab. Allein dieser bedient sich eines 
viel gröberen Punzens und die Ornamentik weist auch schon auf das 
letzte Decennium des 16. Jahrhunderts hin. 
Fassen wir nun Alles zusammen, so sehen wir, dass die hier ver- 
öffentlichten Muster keinem der uns bekannten Künstler zugeschrieben 
werden können. Die Ornamentation lässt uns dieselben nicht über 1580 
heraufrücken - sie gehören somit jedenfalls zu den ältesten bekannten 
Punzenarbeiten. Da aber die der Zeit nach ihnen am nächsten stehenden 
Werke, die Bernhard Zan's und des Meisters l. S. vom Jahre 1582, bereits 
schattirt sind und die Entwicklung der Punzenmanier wohl den natur- 
getnässen Gang vom Einfacheren zum Schwierigeren, d. i. von contou- 
rirten zu schattirten Darstellungen genommen haben dürfte, so werden 
wir kaum fehlgehen, wenn wir in dem Künstler unserer Blätter ihren Er- 
finder vermuthen. Gegen diese Schlussfolgerung wird vielleicht der Ein- 
wand erhoben werden, dass es doch kaum denkbar sei, dass die vollkom- 
rnensten Arbeiten zugleich die ersten in einer neuen Manier ausgeführten
	        
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