Rückkehr in die Heimat sein Styl, wie er sich in der Perle unseres Belvederc, dem
lldefonso-Altare, kundgibt, bereits für immer gefestigt war, und der Unterschied all' seiner
Werke zumeist blos in dem Grade beruhe. als Schülerhande dem Meister bei der Arbeit
behilflich waren. Darum verzichtete auch Woltmann auf den Versuch einer chronolo-
gischen Anordnung von Rubens Hauptgemalden und richtete sein Augenmerk auf die
Klarlegung von dessen Kunstprincip. Er fand dies in dem Realismus des vlamischen
Stammes mit seiner Derbheit, Solidität und Lebensfreudigkeit, bei Rubens jedoch gehoben
unter dem EinHusse der grossen historischen Ereignisse seiner Zeit und verbunden mit
einem Idealismus, dessen ia kein Künstler entrathen darf. Aber Rubens idealisirte nicht
in der Form, sondern in der Farbe. An die eingehende Charakteristik der Malweise
schloss sich eine ebenso feinfühlige als lebendige Darstellung seiner Compositionsweise,
Gruppirung und seines Erfindungsreichthums in den Bildern aus der Heiligen- wie aus
der Profangeschichte, in den Allegorien und Mythen wie in seinen Landschaften. Allen
diesen Zweigen der Malerei und auch dem Prüfstein echter Kunstbefahigung, dem Porträt,
hat Rubens seinen Stempel aufgedrückt, und seine Principien leben noch heute wie die
keines andern Meisters fort in der französischen und belgischen Schule. Der beständige
Hinweis auf die am meisten charakteristischen Gemälde Rubens", welche durch eine Aus-
wahl von Stichen und Photographien repräsentirt waren. machte den Vortrag zu einem
besonders lehrreichen.
Oxydation war das Thema des Vortrages, welchen Prof. Al. Bauer am u. Ja-
nuar hielt. Bei dem Umstande, dass mit den NVorten wOxydation-t und wRosten-x ge-
meiniglich eine ganze Reihe von physikalischen Vorgängen bezeichnet wird, die eigentlich
gar nicht in innigem Zusammenhange stehen, tvar ein gründliches, von gelungenen Expea
rimenten begleitetes Eingehen auf das Verhalten der verschiedenen Metalle dem Sauer-
stoife der Luft gegenüber sehr am Platze. Begreiflicherweise waren diese Eigenschaften
der Metalle, sowie die Erkenntniss derselben für die Verwendung zu technischen und
Kunstzwecken von grüsstem Belange; der Vortragende warf daher einen Rückblick auf
diese Uebung im Laufe der Jahrhunderte. Aus der sich daran schliesscnden Besprechung
der Bronze heben wir die Fixirung des Unterschiedes zwischen dem Eiseurost und der
Bronze-Patina hervor, welche letztere im Gegensatze zu dem immer mehr und mehr
zerstörend wirkenden Roste die von ihr bedeckten Kunstobjecte mit ihrer dichten, email-
artigen Schichte vor der Schädigung durch KVitterungseintlüsse geradezu schützt. Die
Haltlosigkeit zweier landläuhgen Vorurtheile: einmal, dass die Alten die herrliche Patina
ihrer Kunstwerke bereits bei dem Gusse künstlich vorbereitet hatten, und dann die Mei-
nung, dass an der unschönen braunen Patina unserer neuen Bildwerke eine Verschlech-
terung der Bronzemischung Schuld trage, wurde nachgewiesen. Es wurde auf Grund der
Untersuchungen des englischen Gelehrten Philipps und des Berliners Magnus dargethan,
dass lediglich der Schwefelgehalt, der Russ und Staub in der Luft der modernen Städte
die genannte Erscheinung veranlassen: zur Hintanhaltung derselben wurde eine zeitweilige
Reinigung der Kunstwerke empfohlen.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Ernennung) Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Hi-
storienmaler Hermenegild Donadini zum Professor für figurales Zeichnen
und Malen an der Kunstgewerbeschule des k. k. Museums für Kunst und
Industrie in Wien ernannt.
Der Neubau der Kunstgewerbeschule des Museums bot die natürliche
und erwünschte Veranlassung der Gründung einer neuen Professur an der
Fachschule für figurales Zeichnen und Malen an der obengenannten Anstalt.
S0 vielfach auch das Bedürfniss gefühlt wurde, speciell fürdas Gebiet
der Decorations- und Costlimemalerei und was dazu gehört, den gestei-
gerten Anforderungen der Kunstgewerbe zu entsprechen, immer boten die
gegenwärtigen, beschränkten Räumlichkeiten der Schule ein unübersteig-
liches Hinderniss. Da nun dies Hinderniss durch den Neubau der Schule
beseitigt und die Gründung einer neuen Professur von Seite des h. Unter-
richtsministeriums genehmigt wurde, so darf man es als eine neue Bürg-
schaft für die glückliche Erweiterung der Kunstgewerbeschule betrachten,
dass die Wahl auf den Historienmaler Herrn Hermenegild Donadini ge-