1'!
Sammlung des Hrn.
Ritter v. Lanna in
Prag hat Pazaurek "i
das Vorbild in einem
Stiche des Theodor
de Bry nachge-
wiesen. Bei dem in
der Sammlung des
Herrn Dr. v. Dallwitz
in Berlin befindli-
chen chinesischen
Teller mit goldge-
höhten Schwarz-
malereien auf Vor-
der- und Rückseite,
die wahrscheinlich
von der Hand des
Breslauer Haus-
malers Preußler
herrühren, sind die
Darstellungen zwei
Stichen des B. Au-
dran des Älteren
nach Gemälden von
Francesco Albani im Louvre entlehnt. Die Vorderseite stellt den Adonis dar,
wie er von Amor zur schlafenden Venus geführt wird. Auch hier ist wieder
die geschickte Anpassung der Komposition an das Rund des Tellers, die
einige Verschiebungen und Veränderungen notwendig machte, bemerkens-
wert. Auf der Rückseite ist über Boden und Rand hinüber die Rache der
Diana vorgeführt, die durch ihre Nymphen den schlafenden Amoretten
ihre gefährlichen Waffen rauben läßt.
Seltener kann man Stiche als Vorlagen für Geschirr und Gerät nach-
weisen. Aber selbst ein Künstler wie Kändler verschmähte es nicht, für einen
Leuchter im Schwanenservice des Grafen Brühl einem Stiche von Desplaces
nach Meissonier zufolgen, allerdings mit nicht unwesentlichen Umwandlungen,
indem er nicht nur zwei Kartuschen zur Aufnahme des Brühlschen Wappens
in den Schaft einschob, sondern auch die Haltung der beiden Putten, die
sich auf dem Stiche anschauen, am Leuchter veränderte. Er erreichte
dadurch, daß die Komposition des Leuchters, die bei Meissonier, der außer
der auf Seite 3x abgebildeten noch zwei andere Ansichten des Leuchters gibt,
eine Hauptseite bietet, im Porzellan zwei gleichwertige Schauseiten gibt, was
für das auf der Tafel aufzustellende Gerät nicht unwichtig ist. Das eine Mal
3
i
i."
Chinesischer Teller, bemalt von Preußler, Breslau, um 1730
(Sammlung des Herrn Dr. von Dallwitz, Berlin)
i" Pazaurek, Ignaz Bottengruber, im Jahrbuch: des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alter-
tilmer, Band Il, Seite x33 und x48 H".