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meinen Kunst-, Industrie- und Gewerbeausstellung während der Schul-
ferien dieses Jahres beschlossen. Se. Eycellenz der Herr Statthalter von
Böhmen, Baron Weber, übernahm das Protectorat derselben und am
12. August ist sie in den Räumen des Priesterseminars von ihm selbst in
feierlicher Weise eröffnet worden. Dank der Rastlosigkeit einzelner Comite-
mitglieder, und allen voran des Ausstellungsleiters, Herrn Ressel, kam
trotz der Ungunst des Locales, das mit seinen niedrigen weissgetünchten
Räumen wenig beiträgt, dem Ganzen ein wohlgefälliges Aussehen zu ver-
leihen und trotz der, gelinde gesagt, lndolenz einer grossen Partei unter
der Stadtbevölkerung, eine Ausstellung zu Stande, wie sie unter den be-
stehenden Orts- und Geldverhältnissen überhaupt nur möglich war, und
die dem Comite vielleicht wenig Aussicht auf materiellen Erfolg für die
Gassen des Gewerbevereines und des Museums, wohl aber das Bewusst-
sein einer grossen und schönen Leistung sichert. '
Der Katalog wurde mit seltener Pünktlichkeit schon am Eröffnungs-
tage dem Publicum übergeben und zeichnet sich dadurch aus, dass er bei
einzelnen Instituten, Vereinen und grösseren Firmen auch Notizen über
die Zeit ihres Bestehens, ihren Zweck und eventuell den Hinweis auf fac-
tische Erfolge ihrer Wirksamkeit enthält. Es werden darin im Ganzen
über 200 Aussteller namhaft gemacht, deren Erzeugnisse in folgenden
Gruppen vertheilt sind: I. I-Iolzwaaren; II. Metallwaaren; III. Porcellan,
Thon und Glas; IV. Chemische Producte; V. Nahrungs- und-Genuss-
mittel; VI. Textil-Bekleidungsindustrie; VII. Lederwaaren; VIII. Kurz-
waaren; IX. Papierindustrie, Schreib- und Zeichen-Requisiten, Buchbinder-
arbeiten; X. Graphische Künste; XI. Maschinenwesen und Transport-
mittel; XII. Musikalische Instrumente; XIII. Bau- und Ingenieurwesen.
Die Ausstellung des Museums und der mit ihm mehr oder weniger
in Verbindung stehenden und verwandten Anstalten ist in dieser Gruppen-
bildung nicht eingeschlossen. Sie füllt im Ganzen zwei Säle mit je 4 und
5 Fenstern und den zu diesen Räumen führenden Gang aus. Auf letzte-
rem wurden auf Tischen und an den Wänden etwa 250 Abgüsse aus der
Gypsgiesserei des Oesterr. Museums angeordnet und an diese gleich die
perspectivischen Apparate, Draht- und Holzmodelle für den Zeichen-
unterricht angeschlossen, welche der Wiener Mechaniker, Franz Steflit-
schek, unter Leitung des Prof. Andel aus Graz, im Auftrage des Mi-
nisteriums für Cultus und Unterricht, angefertigt hat. Diese Zusammen-
stellung geschah aus dem Grunde, weil sich unter den Gypsabgüssen viele
nach den von Prof. Machold ebenfalls im Auftrage des Ministeriums
entworfenen Modellen befinden. Letztere reihen sich als die Serien III,
IV, V an die von Steflitschek gelieferten Serien I und II. Die Berechti-
gung zur Einsendung so vieler Gypsabgüsse wird bestästigt durch den
praktischen Erfolg, denn wie uns mitgetheilt wurde, hat bereits das Leit-
meritzer Gewerbemuseum eine bedeutende Anzahl derselben angekauft und
beabsichtigt man auf Seite der für Unterrichtszwecke stets rühmlichst vor-