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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 12)

auch eine ganze Reihe von Gußplaketten für die Weicheisengießerei in Traisen 
bei St. Pölten geliefert. Sie stellen die gekrönten Häupter der Befreiungs- 
kriege dar und finden sich im Stift Lilienfeld. Auch eiserne Miniaturbildnisse 
der Königin Luise und ihres Gemahls aus dem Jahre 1814 sind von Detler. 
Er hatte einen eifrigen Mitarbeiterin Leopold Heuberger, der zweifellos 
einer der begabtesten Porträtisten unter den Münzmodelleuren jener Zeit ge- 
wesen ist. Auch Heuberger hat für Traisen eine große Zahl der Fürstlichkeiten, 
Feldherren und Staatsmänner des Wiener Kongresses abkonterfeit und 
Schraubenmünzen auf die Verbündeten der Jahre 1813 bis 1815 gearbeitet. 
Diese vielbegehrten Bildnismünzen - Erzherzog Karl, Blücher, Schwarzen- 
berg, der Herzog von Reichstadt, Wellington, die Minister Stein, Hardenberg, 
Metternich, Talleyrand - kamen in den verschiedensten Stoffen, nicht bloß 
in Erz und Eisenguß, auch in Zinn, Kupfer und Messing heraus. Teils im 
Profil, selbst auch von vom betrachtet, immer lebendig, einige ausgezeichnet. 
Wie heute legte man auch damals im überwältigenden Sturm der Erlebnisse 
nicht auf die Kostbarkeit des Kunstvverkes, sondern auf seine Ehrlichkeit und 
seinen Ernst, zugleich auf die Anteilnahme aller Schichten der Bevölkerung 
und auf deren begreifiichen Wunsch das Hauptgewicht, die Bilder der sieg- 
reichen Heerführer und Staatslenker zu besitzen. 
Dasselbe Ziel haben auch die heutigen Kriegsgedenkmünzen zu verfolgen. 
Unsere Zeit wird deshalb den verwandten Arbeiten von anno 1815 gerechter 
werden, als es bisher der Fall war. Namen wie derjenige Heubergers sind 
mit Unrecht fast verschollen. Von seiner Tüchtigkeit als Wachsbossierer 
und dem in Gold gepreßten Reliefbrustbild des Olmützer Fürsterzbischofs 
Erzherzogs Rudolf im Brünner Erzherzog Rainer-Museum war hier schon 
die Rede." Kunstbeilissene des Namens Heuberger hat es um 1800 in Wien 
eine ganze Reihe gegeben. Dies erklärt, warum gelegentlich irrigerweise 
von mehreren Medailleuren dieses Namens die Rede ist. Das „Namens- 
verzeichniss deren die Academie bildender Künste in der Mahler-, Bildhauer- 
und Landschafts-Schule frequentirenden Schüler" nennt im Mai 1791 einen 
zwölfjährigen Schlossermeisterssohn Christoph Heuberger, 1801 unseren 
Leopold, dann am 1. Juli 1833 den vierzehnjährigen Karl Heuberger - als 
„Sohn eines k. k. Medaileurs", also offenbar des vorgenannten Leopold - und 
schließlich 1840 abermals einen Karl Heuberger, der sich als „Kunstfach" 
aber die Weberei gewählt hatte. 
Leopold Heuberger (geboren 1786 in Wien) war mit fünfzehn Jahren 
auch schon Graveurdiurnist im Hauptmünzamte mit einem Taggelde von 
30 Kreuzern, das sich infolge seiner Verwendbarkeit nach achtzehn Jahren 
(1819) bereits auf - Ifl. 24kr. täglich gesteigert hatte. Im Jahre 1825 schlägt 
Direktor Harnisch, der vorhin genannte Medailleur, Leopold Heuberger zum 
Graveurscholaren vor und meldet dem Oberstkämmerer: „Heuberger lieferte 
die reinste Arbeit, ist ein richtiger Zeichner, hat als Zögling der hiesigen 
"' Vergleiche Julius Leisching, Wiener Kunstgegenstände in russischem Besitz (Heft 1c dieser Zeit- 
schrift, 1915).
	        
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