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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 147)

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Gemächern nicht mehr sein Genüge finden. Einstweilen freilich macht 
sich keine Ueberfüllung bemerklich, eben so wenig aber auch das Gegen- 
theil. Was zu wünschen steht, ist nur häufig ein vortheilhafteres Licht, 
als es möglich war, diesen Räumen im Hoch- und Tiefparterre zu geben. 
Davon abgesehen, machen aber die Sammlungen durchaus den entsprechen- 
den Eindruck. Was bisher dafür gekauft worden -- das Meiste rührt 
noch von der Wiener Ausstellung her - ist durchaus zweckmässig, mit 
Sachkenntniss ausgewählt. Was durch Geschenke hinzugekommen oder 
aus anderen Sammlungen herübergenommen ist, bildet eine glückliche Er- 
gänzung, so dass man mit Vergnügen bereits, wenn man nicht in die 
Specialitäten eingeht, eine gewisse übersichtliche Vollständigkeit der kunst- 
industriellen Arbeit vor sich sieht. Auch ist die Anordnung lehrreich und 
zugleich die Aufstellung mit Geschmack vollzogen. Es war die freiwillige 
Arbeit des Herrn Karl Pulszky und des Architekten Schickedanz, 
die auch rechtzeitig für die Eröffnung einen gedruckten Katalog fertig 
gestellt haben. 
So ist der Anfang dieses Museums zwar klein, aber gut und man 
kann auf ihm weiter bauen. Aber man muss es auch. Die Sache kann 
nicht stehen bleiben, wo sie ist. Das Museum, wie es jetzt ist, hat hübsch 
decorirte Räume, gut ausgewählte Gegenstände, die der Besucher des 
Künstlerhauses mit Vergnügen betrachten wird. Aber es hat keinen Vor- 
stand, keine Dotation, das will sagen: kein Betriebscapital, keine Mittel 
zur Vergrösserung. Es geht aber nicht mit einem Museum dieser Art, 
von dem man nicht stillen Genuss, sondern directen Nutzen für das Land 
erwartet, dass man der ruhigen Wirkung der Kunstwerke allein vertraut. 
Ohne sie durch Lehre, durch Thätigkeit, durch Verbreitung dem Publicum 
und der Industrie näher zu bringen, sind sie todt für beide. Der Erfolg 
hängt von den leitenden Persönlichkeiten ab und den Mitteln, die ihnen 
zur Verfügung stehen. 
Ohne Zweifel wird die ungarische Regierung 'auch diesen weiteren 
Schritt vollziehen und durch Bestellung eines Directors und Gewährung 
einer Dotation das Provisorium in ein Delinitivum verwandeln, wonach 
erst eine regelmässige Wirksamkeit beginnen kann. Alsdann, wenn das 
Museum richtig geleitet wird, sehen wir nicht ein, warum es nicht dem 
Lande grosse Dienste leisten sollte. Zwar wird es ohne Frage auf grosse 
Schwierigkeiten stossen, und die Hauptschwierigkeit ist die, dass das Land 
überhaupt nicht im eigentlichen Sinne industriell ist und somit häufig 
etwas neu geschaffen werden muss, wo es anderswo nur zu leiten gilt. 
Aber Anknüpfungspunkte gibt es überall. Ich erinnere z. B. nur an zwei 
Fabriken, welche gegenwärtig die Fayence-lndustrie in Angriff genommen 
haben, an die von Szolnay in Fünfkirchen und die von Fischer in 
Pest, desgleichen an die berühmte Herender Porcellanfabrik. Ebenso liesse 
sich auf die Möbelfabrication, auf die Buchbinder- und Lederarbeiten so- 
fort ein Einfluss gewinnen.
	        
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