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Applicationsstickerei gearbeiteten Tischteppich aus Wolgast hervor, und
diesem ganz entsprechend sah ich später einen Zimmerteppich nach einem
Muster in der Publication Julius Lessing's über orientalische Teppiche:
jeder Farbenton dermassen herabgestimmt, dass das Ganze zu einer Schmutz-
farbe zusammenlief, anstatt, wie auf dem Original zu einer sanften, aber
immer warmen, leuchtenden Farbe.
Köln verdankt seine ehrenvolle Nennung bei Gelegenheit kunstgewerb-
licher Ausstellungen fast ausschliesslich dem dortigen unternehrnenden und
kunstsinnigen Geschäfte Heinrich Pallenberg, welches Möbel und ver-
wandte Objecte der Zimmereinrichtung vornehmlich aus Holz und Stein-
pappe herstellt. Schon x873 in Wien erregte diese Firma die Aufmerk-
samkeit durch styl- und geschmackvolle Arbeiten, und seitdem hat sie
ihr Etablissement fortwährend ausgedehnt und ihre Leistungen vervoll-
kommnet. Es leuchtet ein, dass ein so grosses und gut geleitetes Haus
dem in Köln projectirten Rheinischen Gewerbemuseum von vornherein
eine tretfliche Stütze bieten wird.
An der Anerkennung, welche einem Industriellen in Magdeburg,
Fr. Kiefhaber, für eine geschnitzte Ebenholzcassette wurde, participirt
Oesterreich insofern, als der Lehrer Kühn an der Grazer Gewerbeschule
die Zeichnung dazu geliefert hat, und auch für diesen ein Diplom bean-
tragt wurde.
Die Hanauer Biiouterienfabrication documentirt seit dem vorigen Jahre
einen ganz erheblichen Fortschritt und beweist namentlich, dass der in
München ausgesprochene Tadel der Styllosigkeit von ihr nicht überhört
worden ist. Man würdigte auch allgemein dies Streben, und da die be-
sonderen Bedingungen der Concurrenz in Amsterdam und die vorzüglich
reiche und gute Beschickung gerade der Schmuckabtheilung es nicht er-
möglichte der Hanauer Industrie einen Preis zuzuerkennen, empfahl man
wenigstens die besten von den 14 Ausstellern aus Hanau für eine ehren-
volle Erwähnung.
Der erste Preis für Schmuckarbeit wurde einem Dresdener Aussteller,
Elimeyer, verliehen, wie denn Dresden hier zum erstenmal auf einer solchen
Ausstellung einen sehr ehrenvollen Platz einnahm. Es ist unverkennbar
das Verdienst des Directors der dortigen Kunstgewerbeschule, C. Graff,
in die Industrie der früher ziemlich stillen Stadt Leben gebracht und eine
verhältnissmässig starke Betheiligung an der Ausstellung erwirkt zu haben.
Dem Schmuck, in der Art des Paul Birkenhultz von Graff componirt und
mit verschiedenfarbigen Steinen ausgeführt, würde allerdings die höchste
Auszeichnung nicht zugekommen sein , wenn zwei andere Bewerber,
Falize fils in Paris und Bacher in Wien, sich streng an den Wortlaut des
Programmes gehalten hätten. Die Arbeit übertrifft aber ganz entschieden
Alles, was Deutschland in neuerer Zeit auf diesem Specialgebiet geschaffen
hat. Ebenso erwarben sich dortige Buchbinder- und Galanteriearbeiten,
Tischtücher mit farbigen Bordüren, ferner ein Scrpcntinl-Iamin aus Zöblitz