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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 150)

dauern ist nur", dass dieses in sich so vortreffliche Genre, welches den 
unausgesetzt wachsenden Ruhm der ehemaligen kaiserlichen Fabrik bildet, 
noch immer nicht voll um seiner selbst willen die Anerkennung der Welt 
findet, sondern zur Unterstützung des Documentes der Wiener Marke 
bedarf, eine aus verschiedenen Gesichtspunkten bedauerliche Sache, deren 
Beurtheilung indess sich unserer ästhetischen Kritik entzieht. 
Doch aus ästhetischem Grunde haben wir noch eine Bemerkung 
hinzuzufügen, und zwar, dass das Material, die Porcellanmasse (man kann 
sie häufig gar nicht mehr Porcellan nennen), welche diesen ausgezeichneten 
Malereien zur Grundlage dient, ihrer Güte nicht entspricht; sie ist zuweilen 
ganz schlecht. Das war anders bei der kaiserlichen Fabrik und ihrer vor- 
trefflichen Masse, die seitdem in Oesterreich nicht mehr zu finden ist. 
Die übrigen Porcellanarbeiten, die rein modernen von Wahliss und 
Knoll, vertreten, ohne wesentlich Neues zu bieten, den Standpunkt, 
den wir das vorige Jahr bereits charakterisirt haben. Nur aus negativer 
Beobachtung sehen wir uns veranlasst, einen Wunsch zu wiederholen, den 
nämlich, dass es der österreichischen Porcellanfabrication gefallen möge, 
die Decoration rnit Blau unter der Glasur, welche einst die Wiener Fabrik 
so vortrefflich übte und welche noch heute den Erfolg von Meissen bildet, 
wieder aufzunehmen. Die neuen österreichischen Versuche, die wir bisher 
gesehen haben, so Karlsbader, sind als misslungen zu betrachten. 
Auf die Porcellanarbeiten hätten die Glasarbeiten zu folgen, aber sie 
treten dieses Jahr so wenig mit künstlerisch bedeutungsvollen Erscheinungen 
auf, dass wir mit wenigen Worten über sie hinweggehen können. ,Wir 
haben drei Aussteller: Reich 6! C0mp., H. Ullrich und Schreiber": 
Neffen. Die Collection des ersten entspricht sehr wenig den Anforderungen 
der Zeit, was Form und Ornament betrifft. Ullrich versucht es diesmal, 
das Tischgeräth mit Farbe zu verzieren; es geschieht mit Zierlichkeit und 
Bescheidenheit, doch machen die Gegenstände nicht den Eindruck, voll- 
kommen gelungen zu sein. Am meisten haben es Schreibers Neffen auf 
Neuerungen abgesehen, z. B. auf verschiedene Anwendung der Eisdeco- 
ration, die allerdings der früheren Art weitaus vorzuziehen ist, auf seltsam 
craquelirtes Glas, im Ganzen ist aber das Interesse daran mehr ein tech- 
nisches als künstlerisches. 
Eine echt künstlerische Erscheinung haben wir dagegen in der Glas- 
malerei zu verzeichnen. Die beiden gemalten Erkerfenster, welche die Anstalt 
von Neuhauser in Innsbruck ausgestellt hat, zeigen, da sie im Auftrage 
für bestimmte Häuser gearbeitet sind, dass die Zeit gekommen ist, wo auch 
unsere Wohnung - bisher war es die Kirche allein - sich dieses reizenden 
Schmuckes zu bedienen beginnt. Die beiden ausgestellten Fenster sind 
etwas schwer in Zeichnung und Farbe; wir hätten sie leichter, zierlicher 
gewünscht, aber jener schwere Ton kann auch durch die Architektur ver- 
anlasst sein, um so mehr, als das eine nach München bestimmt ist, dem 
erneuten Sitze schwerer, barocker Renaissance.
	        
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