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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 150)

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Einen guten Klang hatte auf dem Kunstgebiete der Name einiger 
Frauen aus der Nürnberger Familie Fürst aus etwas früherer Zeit. Die 
eine war Magdalena Fürstin, Tochter des dortigen Kunsthändlers Paulus 
Fürst, der in der durch Dürei-"s Aufenthalt berühmt gewordenen Zissela 
gasse wohnte. Sie war eine vorzügliche Miniaturmalerin, als solche Schülerin 
der gefeierten Frankfurterin Sibilla Merian. Sie starb 1717 in Wien, für 
dessen kaiserliche Bibliothek der berühmte Gelehrte Lambeccius ein von 
ihr gemaltes Pflanzenwerk gekauft hatte. Hans Gulden, welcher von Mag- 
dalena berichtet, gedenkt noch zweier anderer Töchter des Kunsthändlers 
Fürst, deren eine wdas Kunstnähen liebt, die dritte das Kochenr- und macht 
dazu die ganz richtige Schlussbemerkung: "Sind also alle drei in der Lust 
merklich verschieden." Rosina Helena Fürstin gab im Verlag ihres Vaters 
ebenfalls ein Vorlagenbuch heraus und betitelte dasselbe: Neues Modelbuch. 
Von unterschiedlicher Art der Blumen und anderer genehten Mödel nach 
jetziger Manier allen Liebhaberinnen dieser Kunst zum besten vorgestellt, 
ein schönes Musterbuch, das mehrere Auflagen erlebte. 
Selbstverständlich betheiligten sich neben diesen wackeren Frauen 
fortwährend auch Männer sowohl an der Herausgabe von Vorlagen für 
Stickerei als an der praktischen Handhabung der Techniken selber. Bei 
Christoph Weigel, durch Albrecht Schmids Erben wurden derlei Bücher 
häufig an's Licht gegeben, unter denen die Strickbüchlein besonders erwähnt 
zu werden verdienen. Die hervorragendsten Prachtarbeiten für die Höfe, 
- weniger für Kirchen, für welche immer noch die Frauenklöster den 
Bedarf deckten, - wurden aber nach wie vor dem eigentlichen Profes- 
sionisten des Faches, dem Kunststicker zu fertigen übergeben. Es gab an 
den meisten Höfen Kammersticker mit permanenter Anstellung oder blossem 
Ehrentitel, wie es ähnlich mit Kammermalern, Kammermusikern der Fall 
war. Derartige Künstler von Renommee waren im vorigen Jahrhundert: 
Joseph Schenelly (wohl ein Italiener Genelli) königlich preussischer Hof- 
Kunststicker, welchem sogar die bei den damaligen strengzlinftigen Ver- 
hältnissen gar seltene Ehre zu Theil wurde, am ro. März 1774. von der 
kais. Akademie der bildenden Künste in Wien als Mitglied aufgenommen 
zu werden. Seine Stärke sollen naturalistische Blumen- und Obststücke 
gewesen sein, welche er auf das Täuschendste in Seide darzustellen ver- 
stand. Der Berliner Hof war dem Stickereifach überhaupt sehr geneigt 
und beschäftigte für die neuerrichteten Schlösser in der Umgebung der 
Residenz mehrere ausgezeichnete Meister, unter denen wir vorzugsweise 
italienischen Namen begegnen, so um 1770 die Brüder Calamo, denen Be- 
stellungen für Sanssouci übertragen waren. Auch ein Auswärtiger, der in 
Baireuth ansässige W. Heinischek, welcher schon 1750 starb, erscheint 
genannt; er verfertigte Goldstickereien für den Audienzsaal in Potsdam. 
Gleichzeitig mangelte es in Deutschland und Oesterreich auch nicht 
an ausgezeichneten Stickerinnen. In Zürich lebte um die Mittel des Jahr- 
htlnderts Regula Strasser, deren Fertigkeit im Sticken von Insecten und 
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